Die Deutschen fürchten einen kalten Winter. Da das Gas zum Heizen knapp oder zumindest deutlich teurer werden könnte als bisher, sehen sich aktuell viele nach einer geeigneten Alternative um. Mit Strom betriebene Heizlüfter stehen da ganz oben auf der Liste. Doch dieser Trend könnte noch zu einem Problem werden, warnen Experten.


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Immer mehr Haushalte decken sich mit Heizlüftern ein, um damit möglichst warm durch den bevorstehenden Winter zu kommen. Die Sache hat allerdings zwei große Haken. Da wären zum einen die Kosten. Die Geräte sind in der Anschaffung zwar recht günstig – kleine Lüfter gibt es schon ab 20 Euro. Dafür sind sie im Betrieb allerdings ziemlich energiehungrig. In Kombination mit den gestiegenen Energiepreisen dürfte sich ein Umstieg aus finanzieller Sicht nur in den seltensten Fällen lohnen.

Zum anderen wären da drohende Blackouts im Stromnetz. Sollten viele Heizlüfter gleichzeitig in Betrieb genommen werden, beispielsweise zu Stoßzeiten nach Feierabend, könnte das zu einer Überlastung führen. „Wir sehen die aktuelle Entwicklung mit einiger Sorge, da unsere Stromversorgung für eine derartige gleichzeitige Zusatzbelastung nicht ausgelegt ist“, sagt Dr. Martin Kleimaier, Leiter des Fachbereichs „Erzeugung und Speicherung elektrischer Energie“ der Energietechnischen Gesellschaft im VDE. Deshalb seien elektrische Direktheizgeräte wie Heizlüfter keine sinnvolle Alternative, um den Gasverbrauch zu senken.


Saisonal bedingt ist das Interesse an Heizlüftern immer etwas höher, je näher der Winter kommt. Doch der diesjährige Nachfrage-Boom stellt alle bisherigen Jahre in den Schatten. Um das zu erkennen, muss man kein Online-Händler für Elektronikartikel sein. Da reicht schon ein Blick auf die Google Trends.


Doch damit nicht genug. Die Wiederherstellung der Stromversorgung könnte sich bei einem Blackout ebenfalls als schwierig erweisen. Da die Heizgeräte an eine einfache Haushaltssteckdose angeschlossen werden, lassen sie sich bei einer Überlastung nämlich nicht zentral vom Netzbetreiber abschalten. Um eine erneute Überlastung zu verhindern, müssten die Heizlüfter dann manuell von den jeweiligen Haushalten ausgeschaltet werden. Und ob das wirklich funktioniert, darf bezweifelt werden.

Neben lokalen Netzüberlastungen sehen die Experten noch ein weiteres Problem. Die derzeitige Kraftwerkskapazität sei für diese zusätzlichen Lasten nicht ausreichend. “Eine einfache Rechnung soll die Größenordnung verdeutlichen: Etwa 50 Prozent der ca. 40 Millionen Haushalte in Deutschland heizen derzeit mit Gas. Bei der einfachen Annahme, dass an einem sehr kalten Wintertag im Mittel in der Hälfte dieser Haushalte ein elektrisches Heizgerät mit einer typischen Leistungsaufnahme von 2.000 Watt in Betrieb wäre, kommt man überschlägig zu einem zusätzlichen elektrischen Verbrauch von rund 20 Gigawatt. Dies entspricht einer Steigerung der aktuellen Jahreshöchstlast in Deutschland um ein Viertel, was weder die Stromnetze noch die vorhandenen Kraftwerke leisten könnten, zumal Gaskraftwerke in einer Gasmangellage ebenfalls nicht verfügbar wären”, heißt es in der Stellungnahme.

Quelle: VDE

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