Wer aktuelle Smartphones untereinander vergleicht, der wird schnell feststellen, dass es große Unterschiede bei den Kameras gibt. Während sich manche Hersteller mit 12 Megapixel starken Linsen begnügen, verbauen andere schon Sensoren mit stolzen 108 Megapixeln. Aus Reflex würden die meisten Menschen wohl eher zur zweiten Kamera greifen – mehr hilft bekanntlich auch mehr. Aber gilt das Sprichwort auch in diesem Fall?
Zur Verdeutlichung haben wir uns zwei Exemplare herausgesucht, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite haben wir das Xiaomi Mi 11. Das Smartphone besitzt eine Dreifachkamera, bestehend aus einer Ultraweitwinkelkamera, einem Makro-Sensor und einem 108-MP-Hauptsensor. Auf der anderen Seite haben wir das Sony Xperia Pro-I. Hier kommen lediglich zwei Linsen zum Einsatz, wobei der Hauptsensor lediglich mit 12 Megapixeln auflöst. Doch obwohl das Xperia Pro-I auf dem Papier deutlich unterlegen zu sein scheint, soll es die beste Kamera haben, die jemals für ein Smartphone entwickelt wurde. Wie kann das sein?
Megapixel und die Bildschärfe
Für ein besseres Verständnis sollten wir uns zunächst vor Augen führen, was ein Megapixel überhaupt ist. Ein Megapixel steht für insgesamt eine Million Bildpunkte. Je mehr Megapixel eine Kamera hat, desto mehr Details lassen sich in der Theorie auch damit einfangen. In anderen Worten: je mehr Megapixel die Kamera, desto schärfer wird am Ende das Bild. Das macht sich insbesondere beim Vergrößern eines Bildausschnittes bemerkbar, wenn die einzelnen Pixel besser zur Geltung kommen. Das ist aber nur die Theorie. In der Praxis fallen noch viele weitere Aspekte ins Gewicht.
Wir kennen es doch alle: sobald die Lichtverhältnisse schlechter werden, fällt auch die Fotoqualität rapide ab. Das liegt daran, weil Smartphone-Kameras mit einem entscheidenden Problem zu kämpfen haben – der Größe. Smartphones sind so klein und kompakt, dass für die Kamera in der Regel nur sehr wenig Platz übrig bleibt. Dabei ist die Größe des Chips der vielleicht wichtigste Erfolgsindikator für schicke Fotos. Denn je größer ein Pixel, desto mehr Licht kann der Sensor auch aufnehmen. Wird nicht genügend Licht eingefangen, kommt es zu störendem Bildrauschen.
Zum Vergleich: der Sensor einer Spiegelreflexkamera ist gut und gerne 30 Mal so groß wie der Sensor einer gewöhnlichen Smartphone-Kamera. Selbst wenn beide Geräte die gleiche Anzahl an Megapixel bieten, wird die Spiegelreflexkamera trotzdem die (deutlich) besseren Ergebnisse abliefern.
In der gleichen Kategorie spielt auch die sogenannte Blendengröße. Eine größere Blendenöffnung lässt logischerweise mehr Licht hindurch als eine kleinere. Aber Achtung: An dieser Stelle herrscht akute Verwechslungsgefahr. Denn die vom Hersteller angegebene Blendenzahl sollte nicht möglichst groß, sondern möglichst klein sein. Eine Blende von “f/1,8” ist größer als eine Blende von “f/2,4” und lässt dementsprechend auch mehr Licht hindurch. Als Orientierungshilfe sollte man immer darauf achten, dass die Blendenzahl maximal “f/1,8” groß oder bestenfalls noch kleiner ist.
Zusätzlich wirkt sich die Qualität des verbauten Objektivs auf die Fotoqualität aus. Die oftmals sehr kleinen Objektive von Smartphone-Kameras sind häufig nicht in der Lage, alle Informationen verlustfrei zu übermitteln. Die Größe eines Smartphones ist also in vielerlei Hinsicht ein limitierender Faktor. Spezielle Features wie optische Bildstabilisatoren tragen ebenfalls zum Endergebnis bei.
Zusammenspiel zwischen Hard- und Software
Doch selbst unter Berücksichtigung all dieser Hardware-Faktoren, lässt sich noch immer kein genauer Rückschluss auf die tatsächliche Bildqualität ziehen. Bekanntermaßen sind unsere kleinen Smartphones in den vergangenen Jahren immer leistungsfähiger und “schlauer” geworden. Die zugrundeliegende Software hat deutlich mehr Einfluss auf die Performance eines Smartphones als noch vor einigen Jahren. Da wirkt sich sogar auf die Kamera aus. Beispielsweise kann eine künstliche Intelligenz (KI) das Motiv schon vor dem Auslösen analysieren und wichtige Anpassungen, beispielsweise an der Schärfentiefe, automatisch vornehmen.
Bekanntestes Beispiel dafür ist die Pixel-Reihe von Google. Obwohl die Sensoren an sich nie zu den Megapixel-reichsten gehören, landen die Smartphones immer auf den vordersten Rängen der Kamera-Ratings. Und hier kommen wir auch schon zum wichtigsten Punkt. Im Endeffekt ist keine Zahl aussagekräftiger als ein ordentlicher Praxistest. Anlaufstelle Nummer 1 sind in der Regel die Kameraspezialisten von DxOMark. Dort werden quasi alle aktuellen Smartphone-Modelle auf Herz und Nieren getestet und anhand bestimmter Kriterien bewertet. Aussagekräftige Beispielbilder findet man dort ebenfalls. So kann jeder für sich selbst entscheiden, ob die Kameraqualität den eigenen Ansprüchen genügt oder nicht.
Fassen wir zusammen: die Anzahl an Megapixeln kann durchaus ein Indikator für die tatsächliche Fotoqualität sein, spielt bei Smartphones aber eine eher untergeordnete Rolle. Wichtiger sind in diesem Fall die Größe des Sensors und der Blende, die Qualität des Objektivs, zusätzliche Funktionen wie Bildstabilisatoren und eine intelligente Software, die im Hintergrund automatisch nützliche Anpassungen vornimmt. Im schlimmsten Fall kann eine hohe Anzahl an Megapixeln sogar hinderlich sein. Denn je mehr Bildpunkte erfasst werden, desto länger braucht der Prozessor, um die Informationen zu verarbeiten, was lange Ladezeiten zufolge hat. Die Kauf-Entscheidung eines Smartphones sollte also niemals anhand der Megapixel-Anzahl getroffen werden.
Es wird zu sehr von Megapixel allein gesprochen/geschrieben. Dabei ist eine bestimmte Auflösung im Zusammenhang mit der Megapixel-Zahl wichtig. Also wie viele Bildpunkte in eine bestimmte Größe des Bildes passen bzw. untergebracht werden. Das Verhältnis von Bildgröße und der Megapixel in diesem Bild ist wichtig.