Kompakte Handheld-PCs liegen aktuell voll im Trend und auch Lenovo hat mit dem Legion Go ein eigenes Modell auf den Markt gebracht. Wir haben uns ein Exemplar geschnappt und getestet, wie es sich im Alltag schlägt.



Die wichtigsten Details im Überblick:

DisplayIPS
Größe8,8 Zoll
Auflösung2.560 x 1.600 Pixel
Bildrate144 Hertz
Helligkeit500 cd/m²
ProzessorAMD Ryzen Z1 Extreme
GrafikAMD RDNA Graphics
Speicher512 GB SSD
RAM16 GB LPDDR5
Anschlüsse2x USB-C 4.0, 1x Kopfhörer-/Mikrofon-Kombianschluss, 1x MicroSD-Kartenleser
KonnektivitätWi-Fi 6E, Bluetooth 5.1
BetriebssystemWindows 11 Home
Gewicht854 Gramm

Design & Verarbeitung

Der Lenovo Legion Go erstrahlt beinahe komplett in einem matten Schwarz. Lediglich die RGB-Umrandung der beiden Joysticks bringt im eingeschalteten Zustand etwas Farbe ins Spiel. Dadurch ist der Handheld-PC zwar schick, aber eben auch auffällig unauffällig.



Dank der abgerundeten Kanten liegt das Gerät gut in der Hand und das Gewicht von etwas mehr als 850 Gramm ist leicht genug, um nicht negativ aufzufallen. Die Verarbeitung wirkt hochwertig. Auch die abnehmbaren Controller sitzen fest an der Haupteinheit und machen einen stabilen Eindruck.

Auf der Rückseite befindet sich ein ausklappbarer Standfuß. Dieser lässt sich stufenlos verstellen und bringt die Konsole so in die gewünschte Schräglage, falls man sie im stationären Modus verwenden möchte. Das funktioniert in der Praxis sehr gut und gewährleistet einen sicheren Stand auf dem Tisch.



Ganz praktisch: ein passendes Case wird direkt mitgeliefert. Damit kann der Lenovo Legion Go sicher transportiert werden, ohne Angst vor irgendwelche Schäden haben zu müssen. Zudem kann man das Ladekabel durch eine kleine Aussparung verlegen und den Handheld-PC aufladen, während er sich im Case befindet.

Die Anschlussmöglichkeiten

Aufgeladen wird der Lenovo Legion Go per USB-C. Davon hat er gleich zwei Stück zu bieten – einen auf der Ober- und einen auf der Unterseite. Beide unterstützen DisplayPort 1.4 sowie Power Delivery 3.0 und können entsprechend auch dafür verwendet werden, um noch einen zweiten Bildschirm oder ähnliches anzuschließen. Darüber hinaus hat die Konsole noch einen Kopfhörer-/Mikrofon-Kombianschluss und einen MicroSD-Kartenleser zu bieten, mit dem sich der Speicherplatz um bis zu 2 TB erweitern lässt.

Einen LAN-Port sucht man hingegen vergebens. Ins Internet kommt man ausschließlich über WLAN. Zusätzliche Peripherie, beispielsweise Maus und Tastatur, können wiederum via Bluetooth mit dem Lenovo Legion Go verbunden werden.



Display & Software

Verbaut wird ein 8,8 Zoll großes IPS-Panel mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Bildpunkten. Das resultiert in einer beeindruckenden Pixeldichte von rund 343 PPI. Zum Vergleich: ein klassischer Gaming-Monitor mit 27 Zoll und WQHD-Auflösung kommt lediglich auf 108 PPI. Entsprechend werden alle Inhalte auf dem Bildschirm knackscharf präsentiert.

Da die hohe Auflösung je nach Spiel allerdings etwas zu hoch für die verbaute Hardware sein kann, lässt sie sich jederzeit über das Schnellmenü anpassen. Zur Auswahl stehen 1.200 x 800 Pixel, 1.920 x 1.200 Pixel und die besagten 2.560 x 1.440 Pixel.

Ändern lässt sich dort auch die Refresh Rate des Displays. Diese liegt standardmäßig bei 144 Hertz, kann auf Wunsch aber auf 60 Hertz herabgesetzt werden. So lässt sich im Alltag noch ein wenig mehr Laufzeit aus dem verbauten Akku herauskitzeln.



Die Größe von 8,8 Zoll ist groß genug, um alles gut erkennen zu können. Gleichzeitig ist das Display aber auch klein genug, damit auch niedrigere Auflösungen noch schön scharf wirken. Da hat Lenovo unserer Meinung nach einen sehr guten Kompromiss gefunden.

Die Farb- und Kontrastdarstellung des Bildschirms ist ebenfalls gut. Alles wirkt angenehm gesättigt und realitätsnah. Der DCI-P3-Farbraum wird zu 97 Prozent abgedeckt. Die maximale Helligkeit beträgt 500 cd/m², was für Innenräume vollkommen ausreicht, für direkte Sonneneinstrahlung jedoch etwas zu wenig ist. Im Freien können je nach Lichtintensität schon viele Details verloren gehen. IPS-typisch liegt die Blickwinkelstabilität auf einem sehr hohen Niveau.

Es handelt sich übrigens um ein Touch-Display, was die Nutzung im Alltag enorm erleichtert. Touch-Eingaben werden zuverlässig und präzise erkannt. So kann man sich mühelos durch vergleichsweise kleine Menüs navigieren und kommt schnell ans Ziel.



Der Lenovo Legion Go wird ganz normal mit Windows 11 betrieben. Es können also alle Spiele installiert werden, die man auch auf einem gewöhnlichen Gaming-PC spielen könnte. Für eine vereinfachte Bedienung läuft das Gerät im Tablet-Modus. Trotzdem merkt man an der ein oder anderen Stelle, dass Windows 11 nicht primär für Handheld-PCs ausgelegt ist.

Um dieses Problem zu lösen, setzt Lenovo auf eine vorinstalliere Software namens “LegionSpace”, die einem das typische Konsolen-Gefühl vermitteln soll. Die Software lässt sich per Knopfdruck öffnen und bündelt alle installierten Games und Einstellungsmöglichkeiten. Das ist wirklich praktisch. Wir hätten uns nur noch einen integrierten Browser gewünscht.

Die Controller

Der Lenovo Legion Go ist zwar überdurchschnittlich groß, liegt aber trotzdem gut in der Hand. Wobei das natürlich immer von der jeweiligen Handgröße abhängt. Wer besonders kleine Hände hat, könnte durchaus Probleme bekommen, alle Tasten komfortabel zu erreichen.

Von vorn betrachtet haben die Controller einen recht klassischen Aufbau. Wir haben zwei Joysticks mit rutschfesten Gumminoppen, ein Steuerkreuz, vier Buttons (A,B,X,Y) sowie einige Zusatztasten für die Menüs. Der rechte Controller verfügt darüber hinaus über ein kleines Trackpad und sogar ein integriertes Mausrad. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe an Schulter-, Seiten- und Rücktasten, die sich frei belegen lassen.

Die Tasten machen einen guten Eindruck, wenngleich die Zusatztasten für unseren Geschmack ein wenig zu leichtgängig sind. Dafür haben sie einen guten Druckpunkt, ein angenehmes taktiles Feedback und ein deutlich hörbares Klicken zu bieten. Aktuell haben die Joysticks noch mit einer ungewöhnlich großen Deadzone zu kämpfen. Das kann je nach Spiel ziemlich störend sein. Lenovo weiß von dem Problem und will es noch mithilfe eines Updates aus der Welt schaffen.



Wie anfangs bereits angedeutet, können die Controller wie bei einer Nintendo Switch von der Haupteinheit getrennt werden. Eine Möglichkeit, sie miteinander zu einem großen Controller zu verbinden, gibt es aber leider (noch) nicht. Beide Einzelteile müssen in die entsprechenden Hände genommen werden. Das mag zu Beginn ungewohnt sein, funktioniert aber ziemlich gut. Eine spürbare Latenz konnten wir in unserem Test ebenfalls nicht feststellen. Die Bluetooth-Verbindung ist stabil und zuverlässig.



Eine zusätzliche Besonderheit ist der gebotene FPS-Modus, der sich mit einem kleinen Schiebregler an der Unterseite des rechten Controllers aktivieren lässt. Dieser verwandelt den rechten Controller kurzerhand in eine vertikale Maus und den linken Controller in eine Art Tastatur. Damit eignet sich der Lenovo Legion Go auch gut für Spiele, die nicht für den Controller-Einsatz ausgelegt sind. Beispielsweise “Counter Strike 2” oder “League of Legends”.

Das Konzept geht auf und weiß zu überzeugen. Selbstverständlich ist die Steuerung mit der vertikalen Maus anfangs gewöhnungsbedürftig, doch das regelt sich schnell. Schwächen zeigen sich dann eher beim linken Controller, der in den Spielen die Rolle einer Tastatur einnimmt. Aufgrund der überschaubaren Anzahl an Tasten ist der Funktionsumfang sehr eingeschränkt. Hier würden wir empfehlen, noch eine richtige Tastatur per Bluetooth zu verwenden.

Die Performance

Der Lenovo Legion Go sieht sich selbst als mobiler Gaming-PC und wird dafür von einem AMD Ryzen Z1 Extreme mit RDNA Grafikeinheit angetrieben. Dem Chip stehen 16 GB LPDDR5 RAM und eine 512 GB große SSD zur Seite. Ein Test bescheinigt ihr Schreib- und Leseraten von 5.062 MB/s beziehungsweise 3.941 MB/s. Mithilfe einer MicroSD-Karte lässt sich der Speicherplatz um bis zu 2 TB erweitern.

Im Alltag hat der Lenovo Legion Go keinerlei Probleme. Alltägliche Aufgaben wie das Surfen im Netz meistert er locker. Die Gaming-Performance hängt hingegen stark von den verwendeten Spielen ab. Während man bei simpleren Titeln wie “Rocket League” auch in Full-HD und hohen Grafikeinstellungen mehr als 60 FPS erreicht, hat der PC mit AAA-Spielen deutlich zu kämpfen.



In Spielen wie “Hogwarts Legacy” oder “Cyberpunk 2077” müssen wir Auflösung und/oder Grafikdetails ein gutes Stück nach unten schrauben, um zumindest die 30-FPS-Marke zu überschreiten. Zumindest kommt uns hierbei noch AMDs FSR 2 zu Gute. Die Upscaling-Technolgie rendert die Spiele in einer niedrigeren Auflösung und skaliert sie anschließend hoch. Das spart Rechenpower, ohne dass dabei viele Details verloren gehen.

Doch wenngleich wir AAA-Spiele meist nur mit 800p oder 1.200p wiedergeben können, sehen die Spiele nicht schlecht aus. Das kleine Display sorgt dafür, dass die Pixeldichte trotzdem noch hoch genug ist, damit die Games ordentlich aussehen. So macht das Spielen trotz gewisser Einschränkungen eine Menge Spaß.

In den Einstellungen kann man zwischen vier verschiedenen Performance-Modi wählen: Quiet, Balance, Performance und Custom. Mit steigender Leistung steigt allerdings auch der Strombedarf und die Lüfter drehen hörbar auf. Wie lange der 48,2 Wh große Akku durchhält, hängt also von dem Nutzungsverhalten hab. Leistungshungriges Spielen bei hoher Helligkeit hält der PC etwas länger als eine Stunde durch. Mit den passenden Einstellungen und weniger anspruchsvolleren Aufgaben sind aber auch gut zwei oder drei Stunden Spielzeit möglich. Dank USB-C ist der Akku schnell wieder geladen. Ein kompletter Ladevorgang nimmt etwas mehr als eine Stunde in Anspruch.

Fazit

Alles in allem gibt der Lenovo Legion Go eine gute Figur ab. Der Handheld-Gaming-PC ist hochwertig verarbeitet, liegt gut in der Hand, hat ein großes Display zu bieten und punktet mit einer ordentlichen Leistung. Zusätzliches Highlight sind die abnehmbaren Controller und der innovative FPS-Modus. Die stationäre Nutzung mitsamt ausklappbarem Standfuß ermöglicht es, den PC auch ganz komfortabel als “Tablet” zu verwenden, um einfach nur nebenbei Videos zu schauen oder ähnliches.

Anspruchsvolle AAA-Games bringen das Gerät zwar ordentlich ins Schwitzen und die Akkulaufzeit ist nicht überragend. Doch mit diesen Schwächen haben ehrlicherweise auch alle anderen derzeit erhältlichen Handheld-PCs zu kämpfen. Von daher schneidet der Lenovo Legion Go, was das Gesamtpaket angeht, vielleicht sogar am besten ab.

PROCONTRA
Hochwertige VerarbeitungSchwerer als die Konkurrenz
Case wird mitgeliefertWindows-typische Schwächen
2 USB-C-PortsPerformance für AAA-Spiele grenzwertig
Erweiterbarer SpeicherKurze Akkulaufzeit
Großes und schönes DisplayLaute Lüfter unter Last
Abnehmbare Controller
FPS-Modus mit vertikaler Maus
Integrierter Standfuß
Akku ist schnell geladen
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