China ist nach wie vor die wichtigste Anlaufstelle für Bitcoin-Miner. Hochrechnungen zufolge werden 65 Prozent aller Bitcoins im Reich der Mitte geschürft. Doch damit könnte bald Schluss sein. Die chinesische Regierung möchte das Mining in Zukunft unterbinden. Erste Firmen sollen bereits das Land verlassen haben.
Das chinesische Staatsratkomitee für Finanzen und Entwicklung hat sich in einer Stellungnahme in aller Deutlichkeit gegen das Schürfen von Kryptowährungen ausgesprochen. Es sei ein großes Problem, dass beim Bitcoin-Mining individuelle unternehmerische Risiken auf die Gesellschaft umgelagert werden, äußerte sich Vize-Premier Liu He. Man wolle zukünftig stärker dagegen vorgehen.
Aufgrund niedriger Stromkosten eignete sich China bislang hervorragend als Standort für Mining-Farmen. Für das Schürfen der Kryptowährung wird extrem viel Energie benötigt. Da macht es schon einen großen Unterschied, ob man für die Kilowattstunde sieben- oder wie hierzulande fast 32 Cent bezahlen muss. In China können die Bitcoin-Miner also einen viel höheren Gewinn einfahren als beispielsweise in Europa. Von dem Gewinn sieht die chinesische Regierung jedoch nichts – im Gegenteil.
“Da China die CO2-Neutralität als nationale Strategie ausgerufen hat, wird das Bitcoin-Mining – das im Gegensatz zur produzierenden oder landwirtschaftlichen Industrie keine praktischen Vorteile für die Wirtschaft des Landes mit sich bringt – nicht mehr länger toleriert werden”, wird Li in der South China Morning Post zitiert. Für die chinesische Regierung überwiegen also die Nachteile des Minings.
Das Geschäft mit Kryptowährungen muss deutlich nachhaltiger werden. Experten sehen zwei Möglichkeiten. Entweder man nutzt alternative Kryptowährungen, die weniger rechenintensiv sind und dementsprechend einen niedrigeren Energieverbrauch haben als der Bitcoin. Oder man greift komplett auf regenerative Energien zurück. Diesen Ansatz verfolgt auch Tesla-Chef Elon Musk. Am Wochenende erst traf sich Musk mit den größten Bitcoin-Minern Nordamerikas, um einen transparenten und nachhaltigen Plan für die Zukunft zu entwerfen.
Die ersten großen Mining-Betriebe haben bereits auf die Ankündigung reagiert. Laut CNN soll HashCow, einer der größten Betreiber von Mining-Farmen, kurzerhand die Vermietung von Kapazitäten eingestellt haben. Darüber hinaus soll der Mining-Pool um BTC.TOP seine Aktivitäten in China komplett einstellen wollen. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Wochen und Monaten immer mehr Farmen ins Ausland verlegt werden.
Seit Mitte April hat der Bitcoin-Kurs einen deutlichen Abwärtstrend zu verzeichnen. Er ist in anderthalb Monaten von rund 53.000 Euro auf aktuell 32.000 Euro gefallen – ein Minus von gut 40 Prozent. Generell ist die Kryptowährung für seine großen Kursschwankungen bekannt. Auch deshalb wird der Bitcoin in China seit jeher kritisch gesehen.
Es wird wohl kurz über lang daraus hinaus laufen, dass Miner ihren Strom selber aus Solar-, Wasser- und Windanlagen plus ggf. Energiespeicher für sich selber herstellen müssen, damit sie gar keine Energiekosten beim Kryptomining haben, um in Zukunft profitabel zu sein.