Alle Jahre wieder: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren ein weiteres Mal umgestellt. Dabei sollte die Zeitumstellung doch eigentlich abgeschafft werden… Aber wieso drehen wir in 2025 immer noch an der Uhr?


Bild zeigt eine Uhr, die symbolisch für die Zeitumstellung steht, mit dem Text 'Zeitumstellung: Warum wir immer noch an der Uhr drehen'.
Photo by Lina Kivaka from Pexels

Und wieder einmal wird uns eine Stunde „geschenkt“. Die Sommerzeit endet und mit der beginnenden Winterzeit springt der Uhrzeiger in der Nacht auf Sonntag von 3 Uhr auf 2 Uhr zurück. Doch das regelmäßige Umstellen der Uhren stößt weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern auf große Zustimmung – ganz im Gegenteil.

Seit 28 Jahren stimmen sich die EU-Staaten bei der Zeitumstellung aufeinander ab. In Deutschland wurde die Sommerzeit bereits 1980 eingeführt – mit dem ursprünglichen Ziel, Energie zu sparen. Doch dieser Effekt blieb aus: Zwar wird im Sommer tatsächlich etwas weniger Strom für Licht benötigt, doch im Frühjahr und Herbst steigt dafür der Heizbedarf am Morgen. Hinzu kommen zahlreiche Klagen über gesundheitliche Beschwerden, die viele Menschen durch die regelmäßige Umstellung erleben.

Abschaffung aktuell kein Thema mehr

Erinnert ihr euch noch an die von der EU-Kommission organisierten Umfrage aus dem Juli 2018? Damals sprach sich eine deutliche Mehrheit von 84 Prozent aller Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Passiert ist seitdem allerdings nichts. Aber warum eigentlich?

Im März 2019 stimmte das Europäische Parlament dafür, die Zeitumstellung nach dem Jahr 2021 endgültig aufzugeben. Eigentlich liegt es jetzt nur noch an den einzelnen Mitgliedsstaaten, sich auf eine klare Linie festzulegen. Doch die haben offenbar keinerlei Interesse daran, das Thema ernsthaft anzugehen.

Auch Spanien, der aktuelle Vorsitz der EU-Staaten, hat bislang keine Absichten gezeigt, einen Ratsbeschluss voranzutreiben. Deutschland, das die EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 übernommen hatte, konnte ebenfalls keine nennenswerte Fortschritte erzielen. Das Ende der Zeitumstellung liegt aktuell wieder auf Eis.

Die Mitgliedsstaaten sind sich nach wie vor uneinig darüber, ob in Zukunft eine Sommer- oder Winterzeit herrschen soll. Jeder EU-Staat kann dies theoretisch eigenverantwortlich festlegen. Damit es keinen komplizierten Flickenteppich gibt, wäre eine einheitliche Lösung allerdings am sinnvollsten.

Warum die Zeitumstellung negative Auswirkungen haben kann


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Unsere innere Uhr funktioniert wie ein präzise eingestelltes System, das sich nicht nach der Uhrzeit richtet, sondern nach dem Tageslicht. Wenn es dunkel wird, schüttet der Körper Melatonin aus, das uns müde macht und auf den Schlaf vorbereitet. Mit zunehmendem Licht am Morgen wird die Produktion von Cortisol angestoßen, einem Hormon, das uns wach und energiegeladen in den Tag starten lässt.

Doch wenn die Zeitumstellung ansteht, wird dieses fein abgestimmte System ordentlich durcheinandergebracht. Das Zurück- oder Vordrehen der Uhr zwingt unseren Körper, sich an eine neue Rhythmusregelung zu gewöhnen, was zu einer Störung der natürlichen Biorythmen führen kann. Das Resultat: Eine „Fehlanpassung“ der inneren Uhr, die bei vielen Menschen vorübergehende gesundheitliche Auswirkungen wie Schlafprobleme oder Konzentrationsstörungen nach sich zieht.

Die Sommerzeitumstellung trifft uns besonders hart, weil sie unsere innere Uhr aus dem Takt bringt. Vor der Umstellung gibt es morgens schon Tageslicht, doch durch das Vordrehen der Uhr müssen viele Menschen plötzlich wieder im Dunkeln aufstehen. Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, doch für unseren Körper ist dieser plötzliche Wechsel eine echte Herausforderung. Vor allem, wenn der Körper noch im „Nachtmodus“ ist, kann das negative Auswirkungen auf den Kreislauf und den Stoffwechsel haben. Das Herz-Kreislauf-System braucht mehr Zeit, um in Schwung zu kommen, und auch der Stoffwechsel kann durcheinandergeraten, was den Start in den Tag erheblich erschwert.

Quelle: AOK

Warum wir in 2025 immer noch an der Uhr drehen

Obwohl das EU-Parlament 2021 zugestimmt hat, ist ein Ende der Zeitumstellung noch immer nicht in Sicht – die Mitgliedsstaaten sind uneins. Einige bevorzugen eine dauerhafte Sommerzeit, andere die Winterzeit. Griechenland und Zypern wollen den Wechsel beibehalten, und viele Regierungen sind noch unentschlossen. Die Folgen wären je nach Region spürbar: Im Westen, etwa in Amsterdam, gäbe es bei dauerhafter Sommerzeit erst am Vormittag Tageslicht, während im Osten, wie in Warschau, bei permanenter Winterzeit die Sonne mitten in der Nacht aufgehen würde.

Die EU-Kommission fordert eine koordinierte Abschaffung der Zeitumstellung, um wirtschaftliche und logistische Nachteile durch unterschiedliche Zeitzonen innerhalb Europas zu vermeiden. Doch die EU-Staaten argumentieren, dass dringendere Krisen wie die Corona-Pandemie und die Folgen des Ukraine-Kriegs ihre Prioritäten bestimmen. In dieser Lage bleibt für eine Lösung der Zeitfrage kaum Raum, und so schieben die Mitgliedsstaaten eine Entscheidung immer weiter vor sich her.

Ein zentrales Hindernis auf dem Weg zu einer einheitlichen Lösung ist die fehlende Einigung über die Folgenabschätzung der Zeitumstellung. Weder die EU-Kommission noch die Mitgliedsstaaten können sich darauf verständigen, wer die Verantwortung für diese Analyse übernehmen soll. Wir werden am Sonntag also voraussichtlich nicht zum letzten Mal die Uhren umstellen müssen. Obwohl die Sache eigentlich bis Ende 2021 geklärt werden sollte.

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