Xiaomi Amazfit Verge Test: Die Xiaomi Amazfit Verge hat einen beachtlichen Funktionsumfang zu bieten und richtet sich in der Theorie nicht nur an begeisterte Sportler, sondern an alle, die eine ansprechende Smartwatch suchen. Wir haben getestet, wie sich der Alleskönner in der Praxis schlägt.


Xiaomi Amazfit Verge: Aufnahme in der Natur

Amazfit Verge // © techrush


Die Amazfit Verge bringt natürlich alle essentiellen Features eines klassischen Fitness-Trackers mit. Vom einfachen Schrittzähler, bis hin zur Herzfrequenzmessung und Schlaf-Analyse ist alles an Board. Aber auch telefonieren und kontaktloses Bezahlen soll mithilfe der Smartwatch möglich sein. Darüber hinaus verfügt sie sogar noch über einen internen Speicher, auf dem sich Musik speichern lässt. Das alles für einen vergleichbar kleinen Preis von 129 Euro! Wo ist da der Haken? Oder gibt es keinen? 

Design & Verarbeitung

Die Amazfit Verge kommt in einer schlichten, weißen Box mit schwarzer Aufschrift. Im Inneren erwartet uns, neben der Smartwatch selbst, nur noch die Ladestation. Sehr überschaubar, aber was soll man bei einer Smartwatch noch großartig erwarten – außer vielleicht ein Ersatz-Armband. 

Der Fokus der Amazfit Verge liegt noch immer im Sport-Bereich. Das sieht man der Uhr auch zweifelsohne an. Die Fassade besteht aus Kunststoff und das Design ist zwar schlicht, wirkt aber nicht besonders edel. Eine typische Business-Uhr wird sie nicht ersetzen können. Trotz Kunststoff-Optik wirkt die Amazfit Verge aber keineswegs billig. Die Verarbeitung ist hochwertig und an der Haptik gibt es nichts auszusetzen.

An der rechten Seite befindet sich ein kleiner, roter Knopf. Gemeinsam mit den vier roten Streifen, die das digitale Zifferblatt umrunden, definitiv das auffälligste Detail. Uns lag zum Test die blaue Variante der Smartwatch vor. Sie ist aber auch in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich, falls man es insgesamt noch ein wenig schlichter mag. Xiaomi Amazfit Verge Test Design:



Der 1,3-Zoll-Bildschirm ist groß genug um alle Details problemlos ablesen zu können, aber gleichzeitig auch klein genug, um auch an einem schmalen Handgelenk nicht zu wuchtig zu wirken. Das mitgelieferte Silikonarmband bietet einen guten Halt, kann auf Wunsch aber auch ausgetauscht werden. Günstigen Ersatz findet man in diversen Online-Shops. Die Amazfit Verge bringt etwa 45 Gramm auf die Wage. Damit ist sie im Alltag zwar deutlich am Arm zu spüren, stört aber nicht weiter.

Zwischenfazit: Die Amazfit Verge wirkt auf dem ersten Blick vielleicht nicht so hochwertig, wie sie in Wirklichkeit ist. Rein optisch kann sie beispielsweise nicht mit einer Apple Watch mithalten – in Sachen Verarbeitung lässt sie aber keine Wünsche übrig.

Kleine Startschwierigkeiten

Die Einrichtung der Smartwatch ist, in der Theorie zumindest, ziemlich simpel. Nach dem Start zeigt das Display der Uhr einen QR-Code an, den man anschließend in der “Amazfit Watch” App mit dem Smartphone einscannen muss. Die Verbindung selbst erfolgt über Bluetooth 4.0. Leider hatte die Amazfit Verge hier ein paar Probleme. Erst mit deaktivierter Wi-Fi-Verbindung lies sich die Uhr mit dem Smartphone koppeln. Da muss man auch erst einmal drauf kommen.

Zunächst empfiehlt es sich nach einem aktuellen Update zu suchen. Zum Start stehen einem nämlich lediglich zwei Sprachen zur Auswahl: Englisch und Chinesisch. Mit der neuesten Version ist aber auch eine deutsche Übersetzung dabei. Das Menü der Uhr selbst ist sehr übersichtlich und durchaus schick gestaltet. Hier können wir beispielsweise einen Wecker einstellen, einen Timer starten, das Wetter anzeigen lassen, die Pulsmessung regulieren, Übungen beginnen, Musik hören und sogar Anrufe tätigen. Auch Tages- sowie Wochenstatistiken können sich über die Smartwatch aufrufen lassen. Eine etwas detailliertere Darstellung findet man dann in der dazugehörigen App.

Für unseren Test entscheiden wir uns für eine durchgängige Pulsmessung. Hierbei ermittelt die Smartwatch alle 60 Sekunden die Herzfrequenz des Trägers. Diese Funktion lässt sich auch auf sportliche Aktivitäten begrenzen, oder auch komplett abschalten, um den Akku zu schonen. Außerdem greifen wir auf die automatische Helligkeitsregelung des Displays zurück. Benachrichtigung, etwa eingehende SMS, haben wir nach einem kurzen Test wieder ausgeschaltet.

Die wichtigsten Funktionen im Überblick
Herzfrequenz-Messung
Schlaf-Analyse
Automatische Aktivitätserkennung
GPS (GLONASS)
Integrierter Speicher (4 GByte)
NFC
Freisprechfunktion

Amazfit Verge Test: Der Einsatz im Alltag

Im Normalfall ist das Display der Smartwatch abgedunkelt. Ein einfaches Anwinkeln des Arms genügt jedoch, um das digitale Ziffernblatt anzeigen zu lassen. Das Entsperren des Displays erfolgt entweder über das Betätigen des seitlichen Knopfes oder über zweifaches Tippen. Die Bedienung ist intuitiv und geht dank Touch-Bedienung kinderleicht von der Hand.

Das Display hat uns positiv überrascht. Alle Details werden scharf dargestellt, die Farben sind verhältnismäßig knallig und die Helligkeit ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung ausreichend. Einziger Kritikpunkt: Die automatische Helligkeitsregelung braucht manchmal ein wenig zu lange, um die Display-Helligkeit an die Umgebung anzupassen. Total-Ausfälle gab es allerdings keine.

Einen ersten Einsatz hat die Amazfit Verge bereits am frühen Morgen – und zwar als Wecker. Die Vibrationsfunktion sorgt dafür, dass man leise aus dem Schlaf geholt wird, während niemand anderes davon gestört wird. Ebenfalls ganz interessant: Die Amazfit Verge zeichnet auf Wunsch den Schlaf auf und analysiert ihn. Man bekommt nicht nur vor Augen geführt, ob man eventuell zu spät ins Bett gegangen ist, sondern auch wie lange man in einer Leicht- beziehungsweise Tiefschlafphase war. Auch Wachphasen soll sie aufzeichnen können. Das lief bei uns hingegen eher schlecht als recht. Wenn man nicht gerade das Bett verlässt, um sich eine Flasche Wasser zu holen, werden auch keine Wachphasen erfasst. Eine FitBit Versa ist in dieser Hinsicht deutlich zuverlässiger, wie das folgende Vergleichsbild zeigt: Xiaomi Amazfit Verge Test Schlafanalyse


Links Amazfit Verge ; Rechts FitBit Versa


Die regelmäßigen Pulsmessungen geben zuverlässige Werte ab. Sowohl am durchschnittlichen Puls (über den Tag verteilt), als auch am Ruhepuls (über die Nacht) lässt sich nichts aussetzen.

Aber die Amazfit Verge ist natürlich nicht nur dazu da, um den Alltag zu analysieren, sondern auch um den Alltag ein wenig aktiver zu gestalten. Man hat beispielsweise die Möglichkeit, sich ein tägliches Schrittziel zu setzen. Empfohlen werden hier mindestens 10.000 Schritte pro Tag. Währenddessen bekommt man immer mal wieder Feedback, wie weit man von seinem Ziel noch entfernt ist.

Außerdem kann man sich “Inaktivitätswarnungen” anzeigen lassen. Sobald man länger als eine Stunde am Stück sitzt und sich nicht bewegt, erhält man eine kleine Push-Mitteilung, die einen daran erinnert, mal wieder aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Besonders im Büro häufen sich solche Mitteilungen dann natürlich.

Telefonieren funktioniert, bezahlen (noch) nicht

Eingehende Mitteilungen und Anrufe kann mittlerweile so gut wie jeder halbwegs vernünftige Fitness-Tracker anzeigen. Die Amazfit Verge geht hier aber noch einen Schritt weiter. Mit der Uhr lassen sich komplette Telefonate führen. Einzige Bedingung: Das Smartphone muss sich in der Nähe befinden, um eine Verbindung aufbauen zu können. Die kleinen Lautsprecher der Smartwatch geben das Gespräch verständlich wieder. Das Mikrofon ist nicht wirklich gut, aber insgesamt ausreichend. Als alternative Freisprechanlage im Auto genügt die Amazfit Verge definitiv.

Da die Smartwatch über einen NFC-Chip verfügt, ist theoretisch auch kontaktloses Bezahlen möglich. In der Praxis kann man das Feature allerdings (noch) nicht nutzen, außer man greift auf den chinesischen Bezahldienst AliPay zurück, der hierzulande aber in der Regel nicht unterstützt wird.

Sport-Programme: Überblick & Test

Die Amazfit Verge verfügt über eine automatische Aktivitätserkennung. Geht man beispielsweise spazieren, fragt die Smartwatch nach etwa fünf Minuten, ob man die Aktivität “Gehen” aufzeichnen möchte. Das kann man entweder ignorieren, oder per Knopfdruck bestätigen. Dann sucht sich die Uhr sofort ein GPS-Signal und zeichnet den Spaziergang so lange auf, bis man die Aktivität manuell auf der Uhr beendet. Während des Gehens bekommt man die die wichtigsten Daten auf der Uhr angezeigt: Zeit, Entfernung und Puls. Eine umfangreichere Analyse findet man anschließend in der App, oder im Aktivitätsmenü der Smartwtach. Das Tracking im Außenbereich läuft sehr zuverlässig. Dank GPS wird die Strecke genauestens aufgezeichnet, egal ob man langsam geht, oder schnell läuft.


Xiaomi Amazfit Verge Test Sportprogramme


Neben der automatischen Aktivitätserkennung kann man die Übungen natürlich auch per Hand starten. Insgesamt stehen einem 12 Sportmodi zur Verfügung: Laufen, Gehen, Radfahren, Laufband, Innen-Radfahren, Crosstrainer, Bergsteigen, Trail-Lauf, Skifahren, Tennis, Fußball und Seilspringen.

Während die Lauf-Einheiten an der frischen Luft zuverlässig getrackt werden, offenbart die Amazfit Verge auf dem Laufband kleinere Schwächen. Nach einem 5-KM-Lauf kam die Uhr gerade einmal auf 4,02 zurückgelegte Kilometer. Eine Abweichung von fast 20 Prozent! Zumindest hat man nach dem Lauf die Möglichkeit, die gelaufene Strecke noch manuell anzupassen.

Dem aufmerksamen Leser ist bereits aufgefallen, dass die Uhr über keinen Schwimm-Modus verfügt. Aus einem einfachen Grund: Obwohl die Amazfit Verge ein IP68-Zertifikat bekommen hat und somit einen Staub- und Wasserschutz mitbringt, eignet sie sich laut Hersteller-Angaben nicht zum schwimmen. Unbedingt beachten um böse Überraschungen zu vermeiden!

Zwischenfazit: Ambitionierte Jogger kommen mit der Amazfit Verge durchaus auf ihre Kosten. Die gelaufene Strecke wird im Außenbereich zuverlässig aufgezeichnet. Die Pulsmessungen während dem Sport sollten hingegen eher als Richtwert gesehen werden. Kleinere Abweichungen lassen sich nicht vermeiden. Im Innenbereich sollte man zudem auf die Werte vertrauen, die einem das Laufband liefert. Hier liegt die Smartwatch teilweise deutlich daneben.

Fazit

Insgesamt liefert die Amazfit Verge ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Einen solch großen Funktionsumfang findet man sonst nur bei (deutlich) teureren Modellen. In manchen Situation muss man jedoch kleinere Abstriche hinnehmen. Mobiles Bezahlen fällt in Deutschland, trotz NFC, leider weg. Auch Schwimmen ist, trotz IP68-Zertifikat, nicht möglich.

In unserem Test hat die Amazfit Verge, mit durchgehender Pulsmessung und fast täglicher GPS-Nutzung, etwas mehr als 5 Tage durchgehalten, bevor wir sie wieder laden mussten. Ein guter, wenn auch kein überragender Wert. Xiaomi Amazfit Verge Test Ergebnis:

Gut Durchschnitt Schlecht
Hochwertige Verarbeitung Etwas “billiges” Design Mobiles Bezahlen in Deutschland (noch) nicht möglich
Helles & Farbenfrohes Display Schlafanalyse nicht detailliert genug Nicht zum Schwimmen geeignet
Sehr großer Funktionsumfang Belastungs-Puls etwas ungenau
Zuverlässige GPS-Aufzeichnung
Genaue Ruhepuls-Bestimmung

Für wen eignet sich die Amazfit Verge: Für alle, die einen treuen Alltagsbegleiter suchen, der die grundsätzlichen Funktionen eines Fitness-Trackers und einer Smartwatch im Schlaf beherrscht. Auch etwas ambitioniertere Läufer können durchaus zugreifen. In Kombination mit einem Pulsgurt liefert die Uhr hervorragende Ergebnisse und dank integriertem Speicher lassen sich auch längere Läufe mit Musik untermalen.

– Xiaomi Amazfit Verge (Test) –

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