Ein brandneues Design, eine stärkere Hardware und ein herausnehmbarer Akku: Die HTC Vive Focus 3 hat viele spannende Verbesserungen zu bieten. Wir haben uns angeschaut, wie sich die Stand-Alone-VR-Brille in der Praxis schlägt.



Die wichtigsten Details:

Auflösung4.896 x 2.448 Pixel
Bildwiederholfrequenz90 Hertz
Sichtfeld120°
Kameras4
SensorenAccelerometer, Gyrosensor, Näherungssensor
Anschlüsse1x Kopfhörer, 2x Micro-USB-Typ C
FeaturesHerausnehmbarer Akku, integrierte Lautsprecher + Mikrofon
Gewicht875 Gramm

Design & Verarbeitung

Die HTC Vive Focus 3 wird in einem kleinen schwarzen Karton geliefert. Zum Lieferumfang gehören zwei Controller, zwei Ladekabel (für Brille und Controller), ein herausnehmbarer Akku, ein Reinigungstuch, eine Kurzanleitung und natürlich das Headset selbst. Headset und Controller stecken in zusätzlichen Plastiktüten, ansonsten wird größtenteils Kartonage für den Versand genutzt.

Die Brille macht einen futuristischen und sehr hochwertigen Eindruck. Auf der Vorderseite prangert ein kleines Vive-Logo, am seitlichen Kopfbügel befindet sich der dazugehörige Schriftzug. Auch auf den beiden Controllern gibt es kleine Vive-Logos zu sehen, ansonsten ist alles in schlichtem Schwarz gehalten.

Alle Spaltmaße sind schön gleichmäßig und das Gehäuse lässt sich auch mit etwas Druck nicht eindrücken. Dank Magnesiumlegierung ist die Brille nicht nur etwas leichter, sondern auch deutlich stabiler als die Vorgänger – und das merkt man auch. Das Headset wirkt äußerst robust und muss definitiv nicht mit Samthandschuhen angefasst werden.



Der Tragekomfort

Mit einem Gewicht von 875 Gramm (inklusive Akku) ist auch das HTC Vive Focus 3 kein Leichtgewicht. Dank einer durchdachten Befestigungsmethode macht sich das im Alltag aber kaum bemerkbar. Bügel und elastisches Kopfband verteilen das Gewicht schön gleichmäßig über den gesamten Kopf. Festgezogen wird das Headset bequem über einen Regler an der Rückseite. Nerviges Zuziehen und hakelige Klettverschlüsse gibt es bei der Vive Focus 3 nicht.

Eine magnetisch befestigte Frontdichtung und eine abnehmbare Polsterung am hinteren Teil garantieren ein angenehmes Tragegefühl. Auch bei längerer Benutzung konnten wir keine störenden Druckstellen feststellen. Brillenträger kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Die 150 Millimeter breite Gesichtsschnittstelle bietet ausreichend Platz für Brillen jeglicher Art.

Die beiden Controller liegen gut in der Hand, wobei die geriffelte Rückseite einen sicheren Halt gewährleistet. In unserem Fall konnten wir mühelos alle Tasten erreichen. Da die Controller allerdings recht lang sind, könnte das bei kleineren Händen etwas umständlicher werden.



Einrichtung & erster Eindruck

Der “Aufbau” ist erfreulich einfach und mit wenigen Handgriffen erledigt. Nachdem man das hintere Polster der Brille entfernt und den Akku eingesetzt hat, ist das Setup theoretisch schon einsatzbereit. Externe Sensoren müssen nicht installiert werden. Das gesamte Tracking läuft über die integrierten Kameras.

Die erstmalige Einrichtung war da schon etwas schwieriger. Der Versuch, das Headset mit der dazugehörigen Smartphone-App zu koppeln, war deutlich umständlicher als es eigentlich sein sollte. Immer wieder bekamen wir die Fehlermeldung angezeigt, dass kein unterstütztes VR-Headset erkannt wurde. Erst nach ein paar Tagen hatte sich das Problem plötzlich von alleine gelöst. Also mussten wie die Einrichtung zunächst direkt an der Brille vornehmen. Das funktioniert ebenfalls, ist aber nicht ganz so bequem.

Anschließend musste der “Spielbereich” festgelegt werden. Also der Bereich im Raum, in dem man sich gefahrlos bewegen kann, ohne dass man im Eifer des Gefechts gegen irgendwelche Möbel stößt. Mithilfe der Controller konnte die Bodenhöhe festgelegt und der Bereich eingezeichnet werden. Den Vorgang mussten wir im Laufe des Testzeitraums noch zweimal wiederholen, da der festgelegte Spielbereich “verloren ging”. Ansonsten lief alles ohne Probleme.


Die hohe Auflösung von 2.448 × 2.448 Pixel pro Auge sorgt dafür, dass die Inhalte auf der Vive Focus 3 extrem scharf dargestellt werden. Der Sweetspot ist allerdings recht klein. Zu den Rändern hin wird das Bild schnell etwas unscharf. Kleine Schwierigkeiten hat die Brille zudem bei der Darstellung von Text. Insbesondere bei hohem Kontrast neigt der Text dazu, etwas zu verschwimmen. Praktisch: über einen Regler an der Unterseite lässt sich der Augenabstand an die persönlichen Bedürfnisse anpassen.

Das 120° breite Blickfeld ist groß genug für eine immersive VR-Erfahrung und die Bildrate von 90 Hertz ist in den meisten Fällen ausreichend, um eine störende Schlierenbildung zu vermeiden. Nur in Ausnahmefällen machen sich leichte Bewegungsstreifen bemerkbar.


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Da es sich um ein Stand-Alone-Gerät handelt und die benötigte Hardware komplett in dem Headset untergebracht wurde, benötigt die Brille natürlich auch einen ausreichend starken Lüfter. Dieser dreht je nach Belastung ordentlich auf und ist dementsprechend auch gut hörbar. Von der Abwärme ist hingegen nichts zu spüren.

Lautsprecher und Mikrofon sind ebenfalls mit an Bord. Beide Komponenten machen einen soliden Eindruck. Kommt der Sound über die Lautsprecher, ist er auch für Außenstehende deutlich zu hören. Hier schaffen zusätzliche Kopfhörer Abhilfe, welche über einen Klinkenanschluss mit der Brille verbunden werden können.

Die (Gaming-)Performance

Eigentlich handelt es sich bei der HTC Vive Focus 3 um ein Business-Exemplar für Unternehmen. Einen typischen Games-Store hat das VR-Headset also nicht zu bieten. Stattdessen gibt es diverse Office-bezogene Anwendungen, beispielsweise zur Durchführung von Meetings. Diese werden absolut flüssig und ohne lange Ladezeiten wiedergegeben. Da leistet der Snapdragon XR2 im Inneren eine gute Arbeit.

Wer trotzdem das ein oder andere Spiel mit der Vive Focus 3 zocken möchte, der kann die Brille auch mit seinem PC verbinden. Entweder mit einem separat erhältlichen Kabel oder kabellos über WiFi. Dafür müssen sowohl SteamVR als auch die VIVE Business Streaming Software auf dem PC installiert sein. Sollten sich nun beide Geräte im gleichen Netzwerk befinden, kann der Inhalt kabellos auf das Headset übertragen werden.

Die Übertragungsqualität hängt dabei stark von der jeweiligen Internetverbindung ab. Grundsätzlich wird empfohlen, den PC über LAN zu betreiben und mit dem Headset in der Nähe des Routers zu bleiben. Am besten befinden sich Router und Headset im selben Raum. Dann lassen sich auch AAA-Titel wie Half Life: Alyx in guter Qualität und ohne spürbare Verzögerungen spielen. Je nach Anwendungszweck kann man ungefähr zwei Stunden am Stück mit der Vive Focus 3 verbringen, ehe sie wieder aufgeladen werden muss. Für ein Stand-Alone-Gerät ist das ein wirklich guter Wert. Wer noch länger spielen möchte, der kann sich theoretisch auch einen zweiten Akku besorgen. Immerhin lässt sich dieser mit wenigen Handgriffen austauschen.

Fazit

Das HTC Vive Focus 3 ist ein hervorragendes Stand-Alone-Headset. Es punktet mit einer hohen Auflösung, einem akkuraten Tracking und einem hohen Tragekomfort. Die abnehmbaren Halterungen und der herausnehmbare Akku sind im Alltag äußerst komfortabel. Besonders praktisch ist die Möglichkeit, die Brille mit einem PC verbinden und dadurch auch zum Zocken verwenden zu können. Das funktionierte im Test überraschend gut – eine stabile Internetverbindung vorausgesetzt.

PROCONTRA
Hochwertig verarbeitetLaute Lüfter
Stabiler Sitz & hoher TragekomfortKleiner Sweetspot
Hervorragendes TrackingHoher Preis
Scharfe Darstellung
Keine Schlierenbildung
Gute Akkulaufzeit
Wireless-Streaming

Etwas gestört hat uns der relativ kleine Sweetspot der Linsen. Mittig ist alles gestochen scharf, doch nach außen hin verschwimmt das Bild ein wenig. Zudem sind die Lüfter im Betrieb teils deutlich zu hören. Das sind im Vergleich zu den positiven Aspekten aber eher Kleinigkeiten. Knackpunkt dürfte letztlich der Preis sein. Mit knapp 1.400 Euro ist die Vive Focus 3 definitiv kein Schnäppchen.

Hinweis: Wir haben das Produkt vom Hersteller für einen Testbericht zur Verfügung gestellt bekommen. Das hat jedoch keinerlei Auswirkungen auf unsere Berichterstattung.

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