Für jeden Schritt belohnt werden: Sweatcoin möchte dich im Kampf gegen den inneren Schweinehund unterstützen und wirbt mit attraktiven Angeboten. Du musst dich dafür nur ein wenig bewegen.


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Eine App, die dich dazu bringt das Haus zu verlassen? Sweatcoin erobert die Download-Carts im Sturm und ist dabei fast so erfolgreich wie Pokémon Go. Der Ansatz ist ziemlich simpel: Die Smartphone-App zählt deine Schritte und rechnet sie anschließend in so genannte Sweatcoins um. Diese Coins lassen sich wiederum in attraktive Preise eintauschen.

Bewegung zahlt sich aus

Wie wäre es mit einem neuen iPhone oder einem neuen Fernseher, bezahlt durch Schritte? Millionen Nutzer sind verrückt nach der neuen Smartphone-App. Sweatcoin war im deutschen PlayStore teilweise sogar beliebter als WhatsApp. Selbst die größten Sportmuffel verlassen plötzlich die eigenen vier Wände, angetrieben von der Gier nach Gratisprodukten. Es scheint der sportliche Anreiz zu sein, auf den man immer gewartet hat. Aber ist das wirklich so einfach, wie es klingt?

Die Antwort lautet “jein”. Tatsächlich springen einem nach der Anmeldung direkt die ersten verlockenden Angebote ins Auge. Die Sache hat trotzdem den ein oder anderen Haken, angefangen bei der Anmeldung selbst. Sweatcoin ist an sich gratis und wie das eben so ist, bezahlt man für Gratisprodukte in der Regel mit etwas anderem. In diesem Fall mit persönlichen Daten. Bei der Anmeldung verlangt die App erstmal Handynummer, E-Mail und Standortdaten von dir. Bleibt nur zu hoffen, dass das Unternehmen damit auch vertraulich umgeht. In der heutigen Zeit ja keine Selbstverständlichkeit.

Anschließend geht es an die eigentliche Nutzung. Laut der App werden 1000 gesammelte Schritte in 0,95 Sweatcoins umgewandelt. Dafür muss man sich allerdings zwingend draußen bewegen, darf dabei nicht zu langsam laufen und muss die App zumindest im Hintergrund geöffnet haben. Spaziergänger werden also weniger belohnt als Jogger. Hat man genügen Sweatcoins verdient, kann man diese gegen gewisse Prämien eintauschen. Ein iPhone 8 kostet beispielsweise 20.000 Coins, also etwa 20 Millionen Schritte. Theoretisch zumindest, denn praktisch zählt die App nur etwa 65 Prozent der getätigten Schritte. Dadurch zieht sich das Sammeln noch weiter in die Länge. Geht man also nicht jeden Tag joggen, wird man Monate, eher Jahre damit verbringen, sich seine Prämien zusammen zu sparen. Und wer weiß, ob es die Prämien (oder die App) bis dahin noch gibt? Eine weitere Beschränkung ist das Abo-Modell. In der Gratisversion kann man nämlich nur maximal 5 Coins pro Tag sammeln. Für einen monatliche Obolus (in Form von Sweatcoins) lässt sich die Grenze allerdings bis auf 20 Coins pro Tag anheben.

Fazit

Die Idee ist sicherlich nicht schlecht, die Umsetzung jedoch etwas unbefriedigend. Wer sowieso regelmäßig Laufen geht, kann sich die App ruhig mal ansehen. Doch auch Viel-Läufer werden einige Zeit brauchen, um sich die ersten Prämien zu verdienen. Couch-Potatoes lassen sich dadurch aber wohl nur für eine kurze Zeit motivieren, bis sie feststellen, dass das ersehnte iPhone in scheinbar unerreichbarer Ferne liegt. Und genau an diese Zielgruppe möchte sich Sweatcoin doch eigentlich wenden – Ziel verfehlt.

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