Die zuständige Richterin will den Prozess zwischen Epic Games und Apple erst im kommenden Jahr stattfinden lassen. Angepeilter Zeitraum sei der Juli 2021. Bis dahin könnten alle umstrittenen Einnahmen auf einem Treuhandkonto zwischengelagert werden. Dem Vorschlag müssten allerdings noch beide Unternehmen zustimmen.

Grundsätzlich zeigte sich die Richterin nicht sonderlich angetan von Epics Vorgehen. Der Einbau des eigenen Bezahlsystems sei ihrer Meinung nach keine ehrliche Geschäftspraktik, sondern ein kalkulierter Rechtsbruch gewesen.

Zuvor wollte sie von den jeweiligen Anwälten wissen, warum die Provision in Höhe von 30 Prozent nötig beziehungsweise zu hoch sein würde. Apple verwies in diesem Zusammenhang auf die Gebühren von Sony, Nintendo & Co, die in ihren Shops ähnlich hoch ausfallen. Epic Games machte daraufhin deutlich, dass die genannten Hersteller ihre Konsolen mit Verlust verkaufen würden und nur durch Software-Deals Gewinne erzielen könnten. Apple hätte bei der eigene Hardware hohe Gewinnmargen und sei auf die zusätzlichen Einnahmen durch die hohe Provision nicht angewiesen.

Epic & Apple mit erstem Teilerfolg vor Gericht

(25.08.2020)

Im Fall Epic Games gegen Apple kam es zu einer ersten Gerichtsentscheidung. Dabei ging keines der beiden Unternehmen als großer Sieger hervor. Sowohl Epic Games als auch Apple haben in gewissen Punkten Recht bekommen.


Unter dem Hashtag #FreeFortnite wirbt Epic Games für die eigene Sache

US-Bezirksrichterin Yvonne Gonzalez Rogers entschied, dass der Fortnite-Bann aus dem App-Store rechtmäßig sei und somit nicht aufgehoben werden muss. Epic Games habe die Richtlinien des Apple Stores strategisch gebrochen, heißt es in der Begründung.

Die Entwicklerrechte von Epic Games darf Apple hingegen nicht einschränken. Dieser Schritt würde die gesamte Spieleindustrie treffen. “Apple und Epic haben das Recht, gegeneinander zu prozessieren, aber dieser Streit sollte Unbeteiligte nicht in Mitleidenschaft ziehen.” , steht in der Verfügung geschrieben. Ähnlich hatte sich auch Microsoft einen Tag zuvor geäußert. Die Unreal Engine sei essentieller Bestandteil vieler großer und kleiner Entwicklerstudios und könne nicht einfach von einer Plattform ausgeschlossen werden.

Damit ist die Sache natürlich noch nicht final geklärt. Am 28. September findet die nächste Anhörung statt. Zu klären ist weiterhin, ob Apple aufgrund einer Monopol­stellung be­sondere Auf­lagen ein­hal­ten muss.

Microsoft schlägt sich auf die Seite von Epic Games

(24.08.20)

Im Rahmen der Auseinandersetzung hat Apple Epic Games den Zugang zu den Software Development Kits entzogen. Damit ist die beliebte Unreal Engine für iOS-Entwickler quasi nicht mehr zu gebrauchen. Das findet auch Microsoft nicht gut.

In einer Stellungnahme heißt es: “Wenn mit der Unreal Engine keine Spiele mehr für MacOS und iOS produziert werden können, müsste sich Microsoft dazu entscheiden, Kunden auf diesen System alleine zu lassen oder auf eine andere Engine zu wechseln.” Es sei nicht im Interesse der Entwickler, dass der Streit nun auch noch auf Dritte ausgeweitet werde. Die Unreal Engine sei nicht nur bei großen Entwicklern beliebt, sondern auch bei vielen kleinen Studios.

Die Anhörungen vor Gericht sollen in den nächsten Wochen stattfinden. Eine finale Entscheidung wird es voraussichtlich aber erst in einigen Monaten geben.

So kam es zu der Auseinandersetzung

Plötzlich eskaliert es: Epic Games legt sich mit den beiden Tech-Giganten Google und Apple an. Alle Infos zu der ungewöhnlichen Auseinandersetzung im Überblick:


Bild: Epic Games

Der Auslöser: Alles begann damit, dass Epic Games eine neue Zahlungsmöglichkeit für Fortnite einführte, um die Abgabegebühr an Google & Apple zu umgehen. Grundsätzlich fordern beide Unternehmen eine pauschale Gebühr in Höhe von 30 Prozent bei allen getätigten In-App-Käufen. Zahlungen, die über das neue “Epic Direct Payment” abgewickelt werden, sollen hingegen zu 100 Prozent an Epic gehen. Im Gegenzug profitieren Spieler von günstigeren Preisen. So kosten die Fortnite-Credits mit Epic Direct Payment lediglich 7,99 Euro, während sie im App Store und auf Google Play zu einem Preis von 9,99 Euro erhältlich sind.

Die Antwort: Als erstes reagierte Apple auf die Einführung der neuen Zahlungsmethode, indem man Fortnite kurzerhand aus dem eigenen App Store entfernte. Google zog wenig später nach. Auf Anfrage teilte Google Cashys Blog mit: “Für Spieleentwickler, die sich für die Nutzung des Play Store entscheiden, haben wir einheitliche Richtlinien, die den Entwicklern gegenüber fair sind und den Store für die Nutzer sicher machen. Fortnite ist zwar weiterhin auf Android verfügbar, aber wir können es nicht mehr im Play Store zur Verfügung stellen, da es gegen unsere Richtlinien verstößt. Wir begrüßen jedoch die Gelegenheit, unsere Gespräche mit Epic fortzusetzen und Fortnite wieder in den Google Play Store zu stellen.”

Der Shitstorm: Auf Android-Geräten lässt sich Fortnite noch über Umwegen installieren. Unter iOS gibt es, offiziell zumindest, keine anderen Quellen außer den App Store, die einen Download ermöglichen. Deshalb informierte Epic Games seine Nutzer darüber, dass selbst Spieler, welche Fortnite bereits auf ihrem iPhone/iPad installiert haben, keinen Zugriff mehr auf neue Inhalte der kommenden Seasons bekommen werden. Die Reaktion der Spieler ließ nicht lange auf sich warten. Unter dem Hashtag #FreeFortnite forderten sie Apple auf, den Ausschluss aus dem App Store rückgängig zu machen. Apple verneinte und verwies die Spieler schlicht darauf, dass Epic gegen die Store-Regeln verstoßen habe.

Die Klage: Epic Games schien schon lange auf eine solche Konfrontation vorbereitet zu sein. Denn nur wenige Zeit später veröffentlichte man eine 60-seitige Klage gegen Apple sowie eine aufwendig produzierte Parodie einer legendären Apple-Werbung aus dem Jahr 1984.



Wie bekannt wurde, reichte Epic nun auch eine Klage gegen Google ein. In beiden Fällen wird den Unternehmen einen Missbrauch ihrer Monopolstellung vorgeworfen. Die pauschale Abgabe-Gebühr in Höhe von 30 Prozent sei nicht zu rechtfertigen. Auch andere Anbieter, unter anderem der Musikdienst Spotify, reichten deswegen schon Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der EU-Kommission ein. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Situation noch entwickelt. Eine schnelle Einigung scheint es diesmal wohl nicht zu geben.

Via: The Verge

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