Du willst dir einen eigenen PC zusammenstellen oder deinen alten PC aufrüsten, hast aber keine Ahnung, welches Mainboard du kaufen sollst? Dann bist du hier an der richtigen Stelle. In diesem Beitrag erklären wir dir, was ein Mainboard überhaupt ist, wofür man es benötigt und was man beim Kauf beachten sollte.



Was ist ein Mainboard?

Das Mainboard (manchmal auch Motherboard genannt) ist quasi das Herzstück eines jeden PCs. Ohne Mainboard geht nichts, ganz egal, ob es sich um einen typischen Office-Rechner oder um einen leistungshungrigen Gaming-PC handelt. Auf dem Mainboard laufen alle anderen Komponenten zusammen, was einen reibungslosen Datenaustausch zwischen ihnen ermöglicht. Nebenbei kümmert sich das Mainboard um die Stromversorgung der unterschiedlichen Hardware und regelt mit dem BIOS/UEFI-Chip die grundlegenden Einstellungen und Konfigurationen des gesamten Systems. Da ein Mainboard also mit allen Komponenten interagiert, gibt es auch einige Sachen, die man beachten muss.

Die verschiedenen Formfaktoren

Wenn du dich zum ersten Mal mit Mainboards auseinandersetzt, wirst du schnell merken, dass es sie nicht nur von verschiedenen Herstellern, sondern auch in unterschiedlichen Formfaktoren zu kaufen gibt. Welcher Formfaktor für dich der Richtige ist, hängt davon ab, welches Gehäuse du verwendest.

Es gibt eine ganze Reihe an genormten Formfaktoren. Für den klassischen PC sind die folgenden drei am wichtigsten: ATX, Micro-ATX sowie Mini-ATX. Wie die Namen bereits vermuten lassen, sind die entsprechenden Mainboards unterschiedlich groß. Kleinere Modelle haben meist eine schlechtere Ausstattung, sind dafür aber günstiger in der Anschaffung. Überprüfe vor dem Kauf, welcher Formfaktor von deinem Gehäuse unterstützt wird.

  • ATX ist die größte und am weitesten verbreitete Mainboard-Größe. Diese Mainboards bieten viele Anschlüsse und Erweiterungsmöglichkeiten für Grafikkarten, Arbeitsspeicher und andere Komponenten. Sie benötigen logischerweise auch ein größeres Gehäuse.
  • Micro-ATX-Mainboards sind kleiner als ATX-Boards, was bedeutet, dass sie weniger Platz im Gehäuse einnehmen. Sie bieten immer noch ziemlich viele Anschlüsse und Erweiterungsmöglichkeiten, sind jedoch kompakter und passen auch in kleinere Gehäuse.
  • Mainboards mit Mini-ITX-Formfaktor sind am kleinsten und kompaktesten. Sie haben deutlich weniger Anschlüsse und Erweiterungsmöglichkeiten, sind dafür aber ideal für sehr kleine Systeme geeignet.

Der richtige CPU-Sockel

Für jede PC-Komponente hat das Mainboard eine passende Schnittstelle im Angebot. Der Prozessor wird in einem speziellen CPU-Sockel untergebracht. Da nicht alle Prozessoren gleich aufgebaut sind, gibt es auch unterschiedliche CPU-Sockel.

Sowohl für Prozessoren von AMD als auch von Intel werden eigene Mainboards angeboten. Solltest du also eine Intel-CPU besitzen, benötigst du zwingend ein Mainboard, welches für Intel-CPUs vorgesehen ist. Mit einem AMD-kompatiblen Board wirst du deine CPU nicht betreiben können!


Eine AMD Ryzen CPU in dem dafür vorgesehen Sockel (Foto von Luis Gonzalez auf Unsplash)

Doch auch innerhalb der beiden Hersteller gibt es gewisse Unterschiede. Ältere Prozessoren sind in der Regel auf einen anderen CPU-Sockel angewiesen als neuere Modelle, da sich die Architektur über die Jahre immer wieder verändert. Bevor du dich für ein neues Mainboard entscheidest, solltest du also in Erfahrung bringen, welche CPU du besitzt, aus welcher Generation sie stammt und welchen Sockel sie benötigt.

Die nötigen Infos findest du auf der jeweiligen Produktseite. Bei dem Mainboard heißt es dann beispielsweise: “Es basiert auf dem Intel®-Z790-Chipsatz und unterstützt Intel®-Prozessoren für den Sockel 1700 der 13ten und 12ten Generation”. Was es mit dem Chipsatz auf sich hat, erklären wir im späteren Verlauf des Beitrags noch einmal.

Mainboard und Grafikkarte

Bei der Grafikkarte wird es glücklicherweise schon etwas einfacher. Hier wird nämlich nicht zwischen den Herstellern unterschieden. Es ist ganz egal, ob deine Grafikkarte von AMD, Nvidia oder Intel stammt – sie wird auf jedes Mainboard passen. Zumindest auf fast jedes Mainboard. Ein paar kleine Dinge muss man dann doch noch beachten.

Grafikkarten werden über die sogenannte PCIe-Schnittstelle mit dem Mainboard verbunden. PCIe steht dabei für “Peripheral Component Interconnect Express” und ist mittlerweile schon in mehreren Generationen vertreten. Die gute Nachricht: PCIe ist abwärtskompatibel. Eine Grafikkarte mit PCIe 4.0 kann beispielsweise auch auf einer PCIe-3.0-Schnittstelle betrieben werden. Zwar nimmt man dadurch gewisse Performanceeinbußen in Kauf, doch die sind sehr überschaubar und im Normalfall kein Problem.

Mainboards verfügen über mehrere PCIe-Steckplätze, die für verschiedene Einsatzzwecke ausgelegt sind. Für die Grafikkarte wird ein PCIe x16-Steckplatz benötigt. Vorsicht: Moderne Grafikkarten können sehr groß ausfallen und mehrere Slots “belegen”. Das bedeutet nicht, dass sie in mehrere Slots gesteckt werden müssen, sondern nur, dass sie mehrere Slots mit ihrer Größe überlagern können, weil sie so viel Platz in Anspruch nehmen. Ein kleines Mainboard mit einer riesigen Grafikkarte zu kombinieren, könnte beim Zusammenbau für Probleme sorgen.


Foto von Daniel Leżuch auf Unsplash

DDR4 oder DDR5 RAM?

Was den Arbeitsspeicher betrifft, befinden wir uns derzeit in einer Übergangsphase. Schneller DDR5-RAM wird zwar immer beliebter, doch der Vorgänger DDR4 ist nach wie vor am meisten verbreitet. Für die Mainboard-Hersteller bedeutet das, dass sie aktuell noch für beide RAM-Generationen passende Produkte auf den Markt bringen.

Je nachdem, welche Art von Arbeitsspeicher du verbauen möchtest, musst du dir also ein DDR4- oder DDR5-kompatibles Mainboard besorgen. Grundsätzlich reicht die Performance von DDR4-RAM noch locker aus – sogar für anspruchsvolle AAA-Games. Zudem sind sowohl der RAM an sich als auch die Mainboards günstiger als ihre DDR5-Alternativen.

Wenn du nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hast und den ein oder anderen Euro sparen möchtest, kannst du also ohne schlechtes Gewissen zu einem DDR4-Board greifen. Sofern du aber viel Wert auf die bestmögliche Leistung legst und auch in den kommenden Jahren immer die neueste Hardware nutzen möchtest, kommt für dich nur ein DDR5-Mainboard in Frage.

Günstige und kleine Mainboards verfügen häufig nur über zwei RAM-Slots, was den maximalen Arbeitsspeicher limitiert. Im klassischen Office-Betrieb spielt das keine große Rolle. Aufgrund der besseren Erweiterbarkeit entscheiden sich viele Gamer jedoch eher für ein Mainboard mit vier freien Steckplätzen.


Foto von Luan Gjokaj auf Unsplash

Die richtigen Speicherschnittstellen

In der heutigen Zeit benötigt man viel Speicherplatz auf seinem PC. Für Fotos, Videos, Spiele, Musik und was sonst noch so alles anfällt. Bei der Wahl des Speichers stehen diverse Technologien zur Auswahl. Von riesigen HDDs als “Speichergrab” bis hin zu pfeilschnellen SSDs, um die Ladezeiten zu minimieren.

Klassische Festplatten und Laufwerke werden über SATA-Anschlüsse angeschlossen. Moderne NVMe-SSDs benötigen sogenannte M.2-Anschlüsse, die per PCIe angebunden sind. Wir empfehlen Mainboards mit mindestens einem, am besten aber zwei solcher M.2-Anschlüsse.

Konnektivität

Ein Mainboard ist nicht nur dazu da, um die einzelnen Komponenten innerhalb des PCs miteinander zu verknüpfen, sondern sorgt auch für die Verbindungen nach außen. Zusätzlich zu einem LAN-Port sollte bestenfalls noch ein WLAN-Empfänger verbaut sein, damit du kabellos ins Internet kannst. Die unterstützte Wi-Fi-Version entscheidet über die maximal möglichen Datenraten. Mit Wi-Fi 5 sind theoretisch bis zu 1,3 Gbit/s möglich. Mit Wi-Fi 6 steigt das theoretische Maximum auf bis zu 10 Gbit/s an. Vorausgesetzt, dass Router und Internetleitung ebenfalls mitspielen. Darüber hinaus sollten moderne Mainboards mit Bluetooth ausgestattet sein, damit drahtlose Peripherie wie Lautsprecher, Tastatur oder Maus ohne Probleme verbunden werden können.

Sound

Was viele Leute nicht auf dem Schirm haben, ist die Tatsache, dass das Mainboard sogar für die Soundqualität verantwortlich ist. Lange Zeit musste man auf zusätzliche Soundkarten zurückgreifen, um einen wirklich guten Klang zu erreichen. In den vergangenen Jahren hat die Technik jedoch einen ordentlichen Schritt nach vorn gemacht. Mittlerweile leisten die Onboard-Chips einen sehr guten Job, der 99 Prozent aller Nutzer zufriedenstellen dürfte. Mal ganz davon abgesehen, dass viele Headsets sogar mit einem eigenen Chip ausgeliefert werden. Der Kauf einer separaten Soundkarte ist im Normalfall also nicht mehr nötig.



Sonstige Anschlüsse

Selbstverständlich dürfen eine Reihe an USB-Anschlüssen nicht fehlen. USB-A-Anschlüsse werden für den meisten Peripherie-Geräte wie Maus und Tastatur benötigt. USB-C-Anschlüsse sind kleiner, haben höhere Datenraten und können beispielsweise dafür genutzt werden, das Smartphone schnell zu laden. Audio-Anschlüsse, optische Ausgänge, HDMI- und/oder DisplayPorts runden das Gesamtbild ab. Wer eine dedizierte Grafikkarte verbauen möchte, wird zur Bildübertragung aber ohnehin die Anschlüsse der Grafikkarte verwenden.

Chipsätze im Überblick: Welcher passt zu mir?

Wie du siehst, gibt es bei dem Kauf eines Mainboards recht viel zu beachten. Neben der eigentlichen Kompatibilität spielt auch die Ausstattung eine wichtige Rolle. Glücklicherweise gibt es da einen kleinen Trick, der uns die Auswahl am Ende erleichtert. Und zwar die sogenannten Chipsätze, auf denen die Mainboards basieren. Sowohl Intel als auch AMD haben eigene Chipsätze im Angebot, die nicht nur Aufschluss darüber geben, welche Prozessoren unterstützt werden, sondern uns auch einen Hinweis auf die Ausstattung geben.

Intel hat drei aktuelle Chipsätze im Angebot, die für Endkunden relevant sind: B760, H770 und Z790. Bei B760 handelt es sich um die günstigere Einsteiger-Version. Erste Modelle sind bereits ab rund 90 Euro im Handel erhältlich. Der Z790-Chipsatz ist hingegen eher für Enthusiasten interessant. Er bringt mehr Anschlussmöglichkeiten mit höheren Datenraten mit und punktet zudem mit speziellen OC-Funktionen. Perfekt für alle, die ihren PC übertakten möchten. Die Preise der Z790-Boards beginnen bei rund 200 Euro. Mainboards mit H770 liegen sowohl preislich als auch leistungstechnisch in der Mitte. Alle drei Chipsätze unterstützen Intel-Prozessoren für den Sockel 1700 der 12ten und 13ten Generation.

Bei AMD lässt sich die derzeitige Generation ebenfalls in drei Chipsätze unterteilen. A620, B650 sowie X670. Genau wie bei Intel steht eine höhere Zahl für eine bessere Ausstattung – und einen höheren Preis. Während es A620-Mainboards bereits für weniger als 90 Euro zu kaufen gibt, werden für X670-Boards rund 270 Euro und mehr fällig. Eine Besonderheit gibt es jedoch: der Namenszusatz “E” (steht für “Extreme”) zeigt bei AMD an, dass die Mainboards schon mit PCIe 5.0 ausgestattet sind. Wer schon jetzt bestmöglich für die Zukunft gerüstet sein möchte und mit einer High-End-Grafikkarte der nächsten Generation liebäugelt, kann direkt zu einer Extreme-Variante greifen. Unterstützt werden in allen Fällen AMD-Prozessoren für den Sockel AM5.

Vereinfacht lässt sich sagen, dass die günstigsten Chipsätze von Intel und AMD für Office-Nutzer und Gelegenheitsspieler vollkommen ausreichend sind. Erst wenn man auf sehr viele Schnittstellen und hohe Datenraten angewiesen ist, machen die größeren Varianten Sinn. Die Spitzenmodelle lohnen sich nur in den absoluten Ausnahmefällen, sofern man wirklich das Maximum aus seiner Hardware herausholen möchte.

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