Videospiele im eigenen Auto? Dank zweier Informatik-Doktoranden der Hochschule Darmstadt könnte das bald möglich sein. Mit ihrem Projekt soll jedes moderne Auto in einen Controller für PC-Rennspiele verwandelt werden.


Quelle: Timm Lauser und Jannis Hamborg

Bei dem Projekt namens Vehicle-to-Game (V2G) sollen moderne Autos als Gamecontroller für PC-Rennspiele zum Einsatz kommen. Dieses Car-Hacking-Projekt, das auf der Programmiersprache Python basiert, ermöglicht es, PC-Rennspiele originalgetreu mit dem Lenkrad und Gaspedal eines Fahrzeugs zu steuern.

Das Forscherteam präsentierte das Projekt auf der Hacker-Konferenz Def Con 32. Demnach soll sich VG2 auf zwei unterschiedliche Arten nutzen lassen. Zum einen über einen aufgerüsteten Raspberry Pi, der mit einem CAN-Bus-Adapter ausgestattet ist. Zum anderen über einen Laptop, das per Kabel mit dem OBD-II-Diagnoseport verbunden ist (UDS-Modus), genutzt werden. Alternativ ist auch eine direkte Verbindung mit dem CAN-Bus des Fahrzeugs möglich (interner CAN-Bus-Modus). Der Code für das Projekt ist als Open-Source-Software sogar bereits auf GitHub verfügbar.

So funktioniert’s

Das ist natürlich alles reichlich kompliziert. Daher gibt es hier die vereinfachte Erklärung. Bevor es losgehen kann, muss man herausfinden, wie das Auto mit dem Spielsystem kommuniziert. Dazu wird „Reverse Engineering“ verwendet, also das Entschlüsseln der Daten, die das Auto sendet und empfängt.

Für den CAN-Bus-Modus muss man die Nachrichten auslesen, die das Auto über den CAN-Bus verschickt. Diese Nachrichten zeigen dann beispielsweise, wie das Lenkrad bewegt wird.

Im UDS-Modus wird außerdem ein Diagnosegerät benötigt. Dieses haben die Doktoranden dann über ein Kabel mit dem Auto verbunden. Mit diesem Gerät kann man schließlich die erforderlichen Daten auslesen, um die Verbindung zum Spielsystem herzustellen. Diese Methode hat, laut des Forscherteams, bei verschiedenen Auto-Modellen funktioniert, daher sollte es im Grunde genommen bei allen Fahrzeugen mit passenden Anschlüssen möglich sein.

Um die Verbindung zu erleichtern, haben die Forscher eine Erweiterung entwickelt, die es einem Raspberry Pi ermöglicht, über den OBD-II-Anschluss des Autos Strom zu beziehen.

So wird gespielt

Der Game-Controller für das Projekt kann auf zwei Arten genutzt werden: Entweder über eine direkte Verbindung, bei der der Computer einen Xbox-360-Controller emuliert, der direkt mit dem CAN-Bus des Autos verbunden ist, oder über Bluetooth-Emulation, bei der der Raspberry Pi einen Bluetooth-Controller nachahmt, der drahtlos mit dem Computer kommuniziert.

In der Demonstration haben die Doktoranden einen Monitor über die Motorhaube des Autos positioniert, sodass der Fahrer das Spiel durch die Windschutzscheibe sehen konnte. Das Lenkrad und die Pedale des Autos steuerten das virtuelle Fahrzeug. Blinker und Fernlicht ermöglichten im Spiel zusätzliche Funktionen wie das Abwerfen von Objekten.

Der gesamte Aufbau des Systems kostet weniger als 50 Euro, zusätzlich zum eventuell benötigten Diagnosegerät. Die Details zur Verbindung des eigenen Autos mit dem virtuellen Game-Controller sind in der Präsentation der Forscher ab Seite 28 zu finden.

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