Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen vor einer drastischen Reform im Hörfunkbereich. Mindestens 16 der aktuell 69 ARD-Radioprogramme sollen bis Anfang 2027 eingestellt werden. Alle Infos dazu, gibt es in diesem Beitrag.

Das soll vor allem Angebote betreffen, die ausschließlich über DAB+ ausgestrahlt werden und sich an kleinere Zielgruppen richten. Offizielles Ziel: Kosten senken und die Verteilung der Programme gerechter gestalten. In Zeiten schrumpfender Budgets und wachsender Kritik will man mit einem Drei-Punkte-Plan gegensteuern, wie die Zeit berichtet.
Der erste, wohl radikalste Schritt: Programme werden gestrichen. Was nach einem klaren Sparkurs klingt, trifft vor allem kleinere Radiowellen, viele davon exklusiv auf DAB+ gesendet. Sie sollen künftig entweder komplett verschwinden oder nur noch online weiterexistieren. Gleichzeitig setzt die ARD auf mehr Zusammenarbeit. Anstatt dass jede Landesrundfunkanstalt ihre eigenen Programme in voller Eigenregie betreibt, sollen Synergien genutzt werden. Konkret bedeutet das: mehr Kooperationen, weniger Doppelstrukturen. Die Idee dahinter ist einfach – gemeinsam senden, gemeinsam sparen.
Und dann wäre da noch die ARD-Audiothek: Sie soll zur digitalen Schaltzentrale für Audioinhalte ausgebaut werden. Hier sollen Inhalte gebündelt, verbreitet und – vor allem – digital erlebbar gemacht werden. Künftig sollen gezielt Formate gestärkt werden, die sich besser online konsumieren lassen, während klassische Ausstrahlungen über Antenne oder DAB+ zunehmend wegfallen.
MDR gibt den Startschuss
Der MDR macht ernst und kappt gleich drei seiner Radiowellen. Ab 2027 verschwinden MDR Tweens, MDR Klassik und MDR Schlagerwelt aus dem Äther und sind dann nur noch online zu hören. Besonders bitter: Alle drei Programme hatten zwar Nischenpublikum, aber eine feste Fangemeinde – und liefen bislang ausschließlich über DAB+. Auch bei den Jugendwellen wird radikal umgebaut. You FM, UnserDing und DasDing sollen fusionieren – unter der Leitung des SWR. Das Ziel: Effizienz. Der Preis: drei regionale Profile mit eigenem Charakter verschwinden zugunsten eines überregionalen Einheitsprogramms.
Und selbst „Die Maus“ bleibt vom Sparkurs nicht verschont. Der Kinder-Radiosender wird eingestellt und künftig nur noch in der ARD-Audiothek verfügbar sein. Was bleibt, ist ein klarer Trend: Weniger Vielfalt im linearen Radio, mehr Fokus auf digitale Plattformen.
Kritik am Vorhaben der ARD
Kritik lässt natürlich nicht lange auf sich warten – denn ob mit den Maßnahmen wirklich gespart wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ausgerechnet die Programme, die über DAB+ ausgestrahlt werden, gelten als besonders kosteneffizient. Sie brauchen weniger Personal, teilen sich Sendekapazitäten und laufen oft größtenteils automatisiert. Eine echte Kostenbremse sehen viele hier also nicht.
Gleichzeitig verursacht die forcierte Digitalisierung neue Ausgaben: Die ARD-Audiothek muss technisch aufgerüstet werden, zusätzliche Server und Wartung inklusive. Und die nötigen IT-Fachkräfte sind nicht nur gefragt, sondern auch teuer – oft deutlich teurer als klassische Radiomitarbeitende.
Kritiker sehen darin keinen Befreiungsschlag, sondern eher eine Kostenverlagerung. Denn das eigentliche Problem – die strukturell wacklige Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – bleibt ungelöst. Nur eben jetzt mit weniger Sendern und mehr Digitalbaustellen.