Nach fast 35 Jahren ist endgültig Schluss: AOL zieht beim legendären Einwahldienst den Stecker. Alle Infos dazu findest du hier.

Ab dem 30. September 2025 wird der Internetzugang per Telefonleitung – besser bekannt als „Dial-up“ – nicht mehr angeboten. Auch die zugehörigen Programme wie die AOL Dialer-Software oder der AOL Shield-Browser verabschieden sich an diesem Tag in den digitalen Ruhestand. Das gab das Unternehmen nun in einer kurzen Pressemitteilung bekannt.
Der Dienst ging 1991 in den USA an den Start und prägte für viele die ersten Schritte ins World Wide Web – inklusive charakteristischem Modem-Geräusch. In seiner Hochphase zählte AOL Millionen von Kundinnen & Kunden: Noch 2015 nutzten rund 2,1 Millionen Menschen in den USA die langsame, aber zuverlässige Einwahl. Doch der Niedergang ließ sich nicht aufhalten.
2021 waren es nur noch wenige Tausend, und 2023 wählten sich gerade einmal 163.000 Nutzerinnen & Nutzer in den USA über ein Telefonmodem ins Netz ein. Damit endet ein Stück Internetgeschichte, das für viele mit nostalgischen Erinnerungen an piepsende Modems, lange Ladezeiten und die legendäre „Boris-Becker-Werbung“ verbunden ist.
In Deutschland ist die Ära der Einwahlverbindungen schon etwas länger vorbei. Vodafone zog, laut Teltarif, im Januar 2023 als letzter großer Anbieter den Stecker für seinen Internet-by-Call-Tarif. 1&1 hatte sich sogar schon deutlich früher verabschiedet – dort endete das Angebot bereits 2017.
AOL-Ära geht zu Ende
Auch für AOL selbst ging es in den vergangenen Jahren Schlag auf Schlag: 2010 folgte die Auflösung von AOL Europe, ein Jahr später der Verkauf von über 800 Patenten an Microsoft. 2015 übernahm schließlich Verizon das Unternehmen, nur um es 2021 schon wieder loswerden zu wollen. Eine bewegte Firmenhistorie, die nun mit dem Ende des Dial-up-Services ein weiteres Kapitel schließt.
Neben dem Dial-up-Service hat AOL im Laufe der Jahre auch einige echte Kultprodukte hervorgebracht – und wieder verabschiedet. Der AOL Instant Messenger (AIM), einst das Nonplusultra für Chat-Fans, wurde 2017 endgültig abgeschaltet. Der Messenger ICQ, 2010 an ein russisches Unternehmen verkauft, hielt sich noch etwas länger, bevor er 2024 ebenfalls eingestellt wurde.
Auch der legendäre Mediaplayer Winamp hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 2013 wollte AOL das Programm einstellen, doch die belgische Webradioplattform Radionomy rettete es vor dem Aus. 2024 tauchte der Quellcode kurzzeitig auf GitHub auf – nur um kurz darauf wegen Lizenz- und Urheberrechtsproblemen wieder gelöscht zu werden. Ein weiteres nostalgisches Stück Softwaregeschichte, das heute vor allem im Gedächtnis bleibt.