In diesem Winter heißt es je dicker die Winterjacke, desto besser. Bewegungsfreiheit ist in dieser Kälte Mangelware. Doch bald könnte womöglich schon ein einzelner Pulli reichen, um kalte Winter zu überstehen.
Eisbären sind in dieser Hinsicht beneidenswerte Tiere: Ihr Fell hält sie in jedem noch so eisigen Klima wohlig warm. Das könnte auch für Menschen bald der Fall sein. Ein Forscherteam der Zhejiang University in China hat ein Garn entwickelt, das dem Fell von Eisbären ähnelt, gleichzeitig aber nicht so voluminös ist.
Was macht das Fell so besonders?
Wie Forschende im Rahmen der Fachzeitschrift “Science” berichten, haben Eisbären ein Fell mit einem besonderen Aufbau: Es bestehe aus einem porösen Kern, der von einer dichten äußeren Schicht umgeben sei. Diese Struktur halte die Bären warm und trocken, sei aber trotzdem leicht.
Die Forschenden haben sich von dieser Struktur inspirieren lassen und eine künstliche Faser, die auf Aerogel basiert, entwickelt. Im Unterschied zum voluminösen Eisbärenfell können diese künstlichen Fasern weiterverarbeitet werden, beispielsweise durch Weben und Stricken. Dabei bieten sie weiterhin hervorragende Wärmedämmung. Aerogel setzt sich zu 90 Prozent aus Luft und zu 10 Prozent aus Chitosan zusammen. Chitosan ist ein bekannter Biokunststoff, dessen Grundmaterial, Chitin, aus Garnelenabfällen gewonnen werden kann. Bisher wurde Aerogel in anderen Bereichen eingesetzt, da reines Aerogel nicht für das Stricken oder Weben geeignet ist, dafür ist es schlichtweg zu brüchig.
Eisbären als Vorbild
Die Forschenden haben sich als das Eisbärenfell als Vorbild genommen und eine flexible Hülle für den brüchigen Kern entwickelt. Diese Hülle besteht aus Polyurethan, ein thermoplastischer Kunststoff, der in Regel für die Beschichtung von manchen Regenjacken genutzt wird. Die Forschenden haben das Verhältnis zwischen dem Inneren und der äußeren Schicht des Aerogels optimiert. Dadurch konnten sie ein weißes Garn herstellen, das sich problemlos weben, stricken und färben lässt. Das aus diesem Garn hergestellte Gewebe kann sogar in der Waschmaschine gewaschen werden, ohne an Qualität zu verlieren.
Das Garn besteht sogar den Härtetest: Die Fäden können gebogen und auf das Vielfache ihrer Länge gezogen werden, ohne zu brechen. Sogar ein 0,5 Millimeter dicker, mit Aerogel ummantelter Faden konnte ein anhängendes Gewicht von 500 Gramm tragen, ohne zu reißen. Laut den Forschenden reiche außerdem ein einzelner Pulli dabei aus, um die gleiche Wärme zu bieten wie eine Daunenjacke.
Wann wird es die Kleidungsstücke geben?
Es bleibt unklar, ob und wann diese Entdeckung tatsächlich auf den Markt kommt. Die bisherigen Ergebnisse sind Teil einer Machbarkeitsstudie. Um wirklich alltagstauglich zu werden, müsste das Garn in großen Mengen produziert werden. Immerhin sei die Produktion des Aerogel-Garns kostengünstig, somit besteht zumindest die Chance, dass Kleidungsstücke aus diesem Material in Zukunft in unseren Geschäften landen könnte.