Mit der Oculus Quest könnte die virtuelle Realität endlich massentauglich werden. Denn im Vergleich zu herkömmlichen VR-Headsets benötigt man keine zusätzliche Hardware mehr: Keine Konsole, keinen PC und (theoretisch) auch kein Smartphone! Die ganze Technik sitzt nämlich schon in der Brille. Aufsetzen und loslegen lautet die Devise.
Die Oculus Quest wird in zwei verschiedenen Varianten angeboten. Es gibt das VR-Headset mit 64 Gigabyte Speicher für 449 Euro und mit 128 Gigabyte Speicherplatz für 549 Euro (Stand: Mai 2019). Ansonsten ist die Ausstattung bei beiden Modellen identisch.
Design & Verarbeitung
Der Lieferumfang entspricht größtenteils dem der ebenfalls neuen Oculus Rift S (Testbericht). Im Karton befindet sich das VR-Headset, zwei Controller, zwei Batterien und ein Abstandshalter für Brillenträger. Das Verbindungskabel fällt weg und wurde stattdessen durch ein Ladekabel ersetzt. Sehr überschaubar also.
Auch in Punkto Verarbeitung steht sie der Oculus Rift S in Nichts nach. Brille und Headset fühlen sich äußerst hochwertig an und haben gleichmäßige Spaltmaße. Ohne sehr großem Kraftaufwand wird man der Oculus Quest nichts anhaben können.
Zwischenfazit: Schickes Design und hochwertige Verarbeitung. Alle wichtigen Komponenten sind dabei – selbst Batterien für die beiden Controller.
Die Einrichtung
Wie eingangs schon erwähnt, kommt die Oculus Quest theoretisch ohne zusätzliche Hardware aus. In der Praxis allerdings nicht ganz. Denn zumindest für die Einrichtung der ansonsten autarken VR-Brille benötigt man noch ein Smartphone. Dort muss man sich die kosenlose Oculus-App herunterladen und installieren, um das Smartphone anschließend mit der Brille zu verbinden. Ansonsten lässt sich die Oculus Quest nicht nutzen!
Einmal mit dem Smartphone verbunden, ist die Einrichtung aber kinderleicht. Zunächst wird man gebeten einen virtuellen Spielbereich einzurichten. Empfohlen ist eine Mindestgröße von 2×2 Metern. Diesen Spielbereich kann man mithilfe der Controller einfach im Raum „einzeichnen“. Anschließend noch die Höhe festlegen, indem man die Controller zum Boden führt und schon ist die Oculus Quest einsatzbereit. Wirklich praktisch: Obwohl man während der kompletten Einrichtung das VR-Headset trägt, hat man währenddessen noch das Zimmer im Blick – den integrierten Kameras sei dank.
Zwischenfazit: Die Einrichtung an sich ist sehr simpel. Einfach die Brille aufsetzen, den Anweisungen folgen und innerhalb von 5 Minuten ist die Oculus Quest einsatzbereit. Aber Achtung: Ein Smartphone (inklusive Oculus App) ist für die erstmalige Einrichtung zwingend notwendig.
Die ersten Schritte mit der Oculus Quest
Während man die Oculus Rift S über einen Kopfgurt und über einen zusätzlichen Dreh-Regler am Hinterkopf befestigen kann, läuft die Fixierung der Oculus Quest lediglich über Klettverschluss: Zwei an der Seite und einen an der Oberseite. Auch damit lässt sich das VR-Headset wirklich gut am Kopf befestigen. Nur der Komfort leidet etwas darunter. Im direkten Vergleich empfinden wir, besonders bei längerer Benutzung, die Oculus Rift S ein wenig bequemer. Brillenträger kommen dank beiliegendem Abstandshalter ebenfalls auf ihre Kosten. Und, anders als bei der Oculus Rift S, gibt es diesmal auch einen mechanischen Regler, mit dem sich der Augenabstand anpassen lässt.
Mithilfe diverser Demos und kleinen Tutorials lernt man schnell die Grundlagen des VR-Gamings: Wie bewege ich mich? Wie kann ich mit Gegenständen interagieren? Auch wer vorher noch nie ein VR-Headset getragen hat, dürfte sich schnell zurecht finden.
Zwischenfazit: Benutzerfreundlicher Einstieg! Die autarke VR-Brille sitzt nicht ganz so bequem wie die neue Oculus Rift S, verfügt dafür aber über einen mechanischen Augenabstands-Regler.
Oculus Quest im Test: Die Bilddarstellung
Die Oculus Quest verfügt wieder über zwei OLED-Displays. Im direkten Vergleich wirkt das Bild dadurch noch ein klein wenig farbenfroher und kontrastreicher als bei der Oculus Rift S. Einen großen Unterschied haben wir im Test allerdings nicht feststellen können.
Die Auflösung ist mit 2880 x 1600 Bildpunkten (gesamt) ebenfalls ein wenig besser. Doch die muss man auch erst einmal auslasten können. Im Inneren der VR-Brille sitzt ein Snapdragon 835. Der Smartphone-Prozessor gehört nicht mehr zur neuesten Generation und ist in seiner Rechenleistung limitiert. Grafisch einfachere Spiele, Beat Saber beispielsweise, spielen sich damit genauso wie auf der Oculus Rift S. Bei aufwendigeren Spielen leidet die Grafik hingegen ein wenig, um ein flüssiges Spielerlebnis zu gewährleisten.
Auch bei der Oculus Quest gilt: Schnelle Kopfbewegungen sollte man besser vermeiden. Ansonsten kommt es zu unschöner Schlierenbildung.
Zwischenfazit: Grundsätzlich laufen alle Spiele flüssig. Unter Umständen muss man jedoch ein paar Grafik-Einschnitte hinnehmen. Sobald das Display jedoch sein ganzen Potential entfalten kann, bei einfacheren Spielen und Video-Streaming, ist das Bild wirklich hervorragend. Ein Fliegengittereffekt ist nach wie vor zu sehen, hält sich jedoch in Grenzen.
Oculus Quest im Test: Das Tracking
Auch die Oculus Quest verzichtet komplett auf externe Sensoren. Stattdessen kommt ein sogenanntes Inside-Out-Tracking zum Einsatz. Dafür sind vier Weitwinkel-Kameras an der Brille angebracht, welche die Raum-Informationen erfassen. Bei der Oculus Rift S sind es fünf Kameras, doch der Unterschied macht sich in der Praxis kaum bemerkbar. Das Tracking der Oculus Quest läuft größtenteils sehr genau und zuverlässig ab. Lediglich bei Handbewegungen hinter dem Rücken, oder alternativ sehr nah am Körper, kann es zu kleineren Aussetzern kommen. Außerdem benötigt man zumindest eine kleine Lichtquelle im Raum, damit die Kameras auch alle Details erfassen können.
Die Controller sind die gleichen, die auch bei der Oculus Rift S genutzt werden. Sie liegen sehr gut in der Hand und alle Knöpfe sind leicht zu erreichen. Ein Problem gibt es allerdings: Die Abdeckung des Batterie-Fachs wird nur über Magneten gehalten und kann sich bei sehr schnellen Handbewegungen lockern.
Zwischenfazit: Gutes Tracking mit leichten Abstrichen. Kleine Aussetzer können mal vorkommen, sind aber eine Seltenheit.
Oculus Quest im Test: Die Spielerfahrung
Bewegungsfreiheit: Mehr geht nicht! Keine zusätzliche Sensoren und keine Kabel mehr. Mit der Oculus Quest genießt man vollste Bewegungsfreiheit. Theoretisch könnte man sie überall nutzen, wo genügend Licht (und zumindest ein wenig Platz) vorhanden ist.
Komfort: Man merkt der autarken VR-Brille ihr Gewicht schon an. Das Tragegefühl ist insgesamt nicht unbequem, aber auch nicht so angenehm, wie bei der Oculus Rift S. Nach längeren Spiele-Sessions können auch schon kleine Druckstellen zu sehen sein.
Sound: Gleiches Problem, wie bei der Oculus Rift S. Die integrierten Lautsprecher sind zwar ganz okay, klingen aber ziemlich blechern und beschallen nicht nur den Spieler, sondern gleich den kompletten Raum. Zumindest kann man noch auf Kopfhörer zurückgreifen.
Fazit: Der perfekte Einstieg in die virtuelle Realität
Ja, eine autarke VR-Brille kann leistungstechnisch nicht mit einem VR-Headset mithalten, das noch an den PC oder an eine Konsole angeschlossen werden muss. Aber allzu große Abstriche muss man in der Praxis gar nicht hinnehmen. Denn die meisten Spiele, besonders die grafisch einfacheren wie Beat Saber, laufen flüssig und sehen hervorragend aus. Auch die Tracking-Methode weiß in der Praxis definitiv zu überzeugen. Aussetzer gibt es nur sehr selten und auch nur bei eher ungewöhnlichen Handbewegungen.
Keine zusätzliche Hardware nötig | Rechenleistung limitiert |
Einfache Einrichtung | Lautsprecher etwas blechern |
Farbenfrohes und kontrastreiches Bild | Komfort nicht ganz so hoch, wie bei der Oculus Rift S |
Gutes Tracking | |
Maximale Bewegungsfreiheit |
Für uns ist die Qculus Quest der perfekte Einstieg in die virtuelle Welt. Die Einrichtung ist kinderleicht, die Bedienung unkompliziert und die Bewegungsfreiheit ist einfach genial. Ab 449 Euro bekommt man alles, was man für ein beeindruckendes VR-Erlebnis benötigt. Und die Abstriche im Vergleich zur Oculus Rift S sind kleiner als im Vorfeld angenommen.
Hinweis: Wir haben das Produkt vom Hersteller für einen Testbericht zur Verfügung gestellt bekommen. Das hat jedoch keinerlei Auswirkungen auf unsere Berichterstattung.