Was passiert mit Games nach dem Server-Aus? Meist sind sie für immer weg – trotz Kauf. Dagegen kämpft „Stop Killing Games“. Doch jetzt steht die Kampagne selbst vor dem Aus. Alle Infos hier.

Die Kampagne fordert, dass Online-Titel auch nach der Abschaltung weiter spielbar bleiben – etwa über LAN, Community-Server oder einen Solomodus. Die zugehörige EU-Bürgerinitiative „Stop Destroying Videogames“ hat inzwischen über 1,26 Millionen Unterschriften gesammelt. Wer sich noch eintragen möchte, kann das noch bis zum 31. Juli.
Ins Leben gerufen wurde sie vom YouTuber Ross Scott, nachdem Ubisoft im April 2024 das Rennspiel The Crew nach zehn Jahren abgeschaltet hatte. Das Problem: Ohne Server ist das Spiel gar nicht mehr spielbar. Für viele ein Unding, das nicht zur digitalen Kultur des Bewahrens passt. Im Idealfall bleibt ein Spiel auch nach der Abschaltung online-fähig, etwa über Community-Server, LAN-Modus oder Solo-Kampagnen.
Doch trotz großer Unterstützung aus der Community gibt es jetzt einen deutlichen Dämpfer: Der Branchenverband Video Games Europe hat die zentralen Forderungen offiziell abgelehnt. Zwar zeigt man sich gesprächsbereit – inhaltlich bewegt sich die Industrie aber keinen Zentimeter. Damit droht die Bewegung zu scheitern, bevor sich überhaupt politisch etwas bewegen kann.
Video Games Europe lehnt Forderungen ab
Die Reaktion der Industrie ließ nicht lange auf sich warten: Der Branchenverband Video Games Europe, in dem Schwergewichte wie EA, Ubisoft, Sony und Microsoft vertreten sind, hat mittlerweile Stellung zur Kampagne „Stop Killing Games“ bezogen. Darin wird betont, dass man das Engagement der Community durchaus anerkenne – immerhin gehe es um ein Thema, das vielen Spielern am Herzen liegt. Auch die Bereitschaft zum Dialog mit den Initiatoren und politischen Entscheidungsträgern sei vorhanden.
Doch zwischen den Zeilen – und stellenweise auch ganz offen – wird klar: Die Branche lehnt die zentralen Forderungen der Kampagne ab. Publisher wollen sich nicht gesetzlich vorschreiben lassen, wann und wie sie ihre Spiele abschalten dürfen. Die Entscheidung, einen Dienst zu beenden, müsse wirtschaftlich und strategisch getroffen werden dürfen – ohne zusätzliche Hürden. Laut dem Branchenverband Video Games Europe geschieht das nicht leichtfertig, sondern im Rahmen der Verbraucherschutzgesetze. Die Initiative hält diese Regeln allerdings für unzureichend, da Spielerinnen & Spieler oft unvorbereitet vor dem Aus stünden.
Auch der Vorschlag, Spiele über private Server weiterlaufen zu lassen, stößt auf Ablehnung. Es fehle an Datenschutz, Sicherheitskontrollen und rechtlicher Klarheit. Zudem würden die Rechteinhaber im Ernstfall weiterhin haftbar bleiben. Der größte Knackpunkt aus Sicht der Industrie: Verlust der Kontrolle über das eigene Produkt.
Stop Killing Games
Viele moderne Spiele sind heute von Grund auf für den Online-Betrieb ausgelegt. Einen Offline-Modus einfach nachzurüsten, sei laut Publishern in vielen Fällen technisch kaum machbar – und wenn doch, dann nur mit großem Aufwand. Genau hier setzt ein zentrales Argument der Industrie an: Gesetzliche Vorgaben, die einen Weiterbetrieb von Spielen garantieren sollen, würden nicht nur die Entwicklung ausbremsen, sondern in manchen Fällen schlichtweg unbezahlbar machen.
Die Initiative „Stop Killing Games“ sieht das anders. Sie argumentiert, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt, Spiele auch ohne aktiven Support am Leben zu halten – wenn der Wille da ist.