Die Bundesregierung hat offiziell entschieden: Der Personalausweis wird teurer. Schon bald müssen Bürgerinnen und Bürger beim Neuantrag tiefer in die Tasche greifen.

Die Gebühr steigt von 37 auf 46 Euro, hinzu kommt wie bisher eine Fotogebühr von 6 Euro, falls das Passbild direkt im Amt gemacht wird. Das Bundeskabinett hat die Erhöhung am 5. November 2025 offiziell beschlossen – der Bundesrat muss nur noch zustimmen.
Warum die Gebühr steigt
Das Bundesinnenministerium (BMI) begründet den Schritt mit gestiegenen Verwaltungs- und Produktionskosten. Die Gebühren sollen künftig die tatsächlichen Aufwendungen besser widerspiegeln und die Systeme langfristig finanzieren. Dahinter steht das Prinzip der „Daseinsvorsorge“: Jeder soll überall in Deutschland zuverlässig einen Ausweis beantragen können auch unabhängig vom Wohnort oder der technischen Ausstattung des Bürgeramts.
Schon 2021 war die Gebühr für den Personalausweis von 28,80 auf 37 Euro angehoben worden. Nun folgt also die nächste Runde.
PointID sorgt für Streit
Der Streit um die Gebührenerhöhung ist eng mit dem neuen Foto-Aufnahmesystem „PointID“ der Bundesdruckerei verknüpft. Mit dem System können Bürgerämter Passbilder direkt vor Ort aufnehmen und digital ins Antragsverfahren einbinden. Das spart Zeit und soll die Qualität der biometrischen Fotos verbessern.
Kritiker sehen das jedoch anders. Besonders die Fotobranche und die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) laufen Sturm. Sie werfen der Regierung vor, die Bundesdruckerei auf Kosten privater Anbieter zu bevorteilen. Denn während Kommunen PointID kostenlos nutzen können, müssen Fotostudios und Automatenbetreiber mit Umsatzverlusten rechnen. Bei vielen kleinen Betrieben macht die Passfoto-Erstellung bis zu 50 Prozent des Umsatzes aus.
Laut DIHK sei die Gebührenerhöhung daher eine „unzulässige Quersubventionierung“. Die Finanzierung von PointID über die allgemeine Ausweisgebühr verschaffe der Bundesdruckerei faktisch ein Monopol – und gefährde die Existenz vieler kleiner Anbieter.
BMI verteidigt das System
Das Innenministerium weist die Kritik zurück. Die Finanzierung nach dem sogenannten Solidarprinzip diene der Daseinsfürsorge und solle sicherstellen, dass Bürger überall im Land gleich gute Bedingungen vorfinden. Die zusätzlichen Kosten durch PointID seien laut BMI „nur geringfügig“ und rechtfertigten keine Sonderregelung.
Die Kosten für Entwicklung und Betrieb der Geräte werden auf rund 171 Millionen Euro über fünf Jahre geschätzt – eine Zahl, die bereits aus dem Jahr 2020 stammt und nun erneut bestätigt wurde.
Technische Probleme bei PointID
Neben der wirtschaftlichen Kritik kommt nun auch technischer Ärger hinzu. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) besitzt das PointID-System derzeit kein gültiges Sicherheitszertifikat. Das ursprüngliche BSI-Zertifikat lief am 31. Oktober 2025 aus – nach nur sechs Monaten Gültigkeit.
Die technischen Prüfungen fielen durchwachsen aus: Das System bestand 21 von 29 Testfällen, scheiterte jedoch in acht Punkten. Probleme gab es etwa bei der Hintergrundfreistellung, der Beleuchtung und der Gesichtserkennung. Teilweise wurden Frisuren oder Gesichtspartien verfälscht, und der Aufnahmeprozess dauerte länger als erlaubt.
Trotzdem dürfen die Geräte weiter eingesetzt werden. Das BMI hat der Bundesdruckerei eine „vorläufige Betriebserlaubnis“ erteilt, bis eine neue Zertifizierung vorliegt. Laut Ministerium soll das „zeitnah“ geschehen.
Teil eines größeren Modernisierungspakets
Die Gebührenerhöhung ist nicht nur eine Einzelmaßnahme, sondern Teil der “Verordnung zur Entlastung der Bundespolizei und der Verwaltung im Bereich des Pass- und Ausweiswesens“. Damit will die Bundesregierung die Prozesse rund um Ausweise und Pässe digitaler, effizienter und langfristig kostendeckend gestalten.
Fazit
Der teurere Personalausweis ist beschlossen und sorgt weiterhin für Diskussionen. Während die Regierung auf Modernisierung und Vereinheitlichung setzt, fürchten Fotostudios und Automatenanbieter um ihre Existenz. Gleichzeitig wirft das noch fehlerhafte PointID-System Fragen zur technischen Reife auf.
Deutschland will mit dem neuen Verfahren die digitale Verwaltung vorantreiben. Doch der Weg dorthin zeigt einmal mehr, wie schwierig der Spagat zwischen Effizienz, Fairness und technischer Zuverlässigkeit in der Praxis sein kann.
Quellen: DIHK, BSI, BMI, Heise

